Z Gastroenterol 2003; 41 - P112
DOI: 10.1055/s-0035-1555314

Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) sind eine Risikofaktor für extraintestinale Manifestationen (EIM) bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED)

M Tränkner 1, M Weidenhiller 1, U Reulbach 2, EG Hahn 1, M Raithel 1
  • 1Med. Klinik I und
  • 2Lehrstuhl für Biometrie und Epidemiologie, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg

Hintergrund: Einige Studien zeigen, dass NSAR die intestinale Permeabilität erhöhen und die lokale und systemische Antigenpräsentation steigern. Einige Fallschilderungen stellen einen Zusammenhang zwischen NSAR-Gebrauch und dem Schub einer CED her. Die intestinale Aufnahme von Bakterienbestandteilen und Toxinen könnten zu den EIM (Gelenke, Haut, Augen) bei M. Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) führen.

Ziel dieser Studie war, zu untersuchen, ob NSAR-Gebrauch bei Patienten mit CED mit einem erhöhten Risiko verknüpft war, eine EIM zu entwickeln.

Patienten und Methoden: Seit 1997 wurde ein Computer-gestütztes Register entwickelt, das mehr als 2000 Patients mit CED, Kollagencolitis, gastrointestinaler Allergie, Malabsorptionssyndromen und Durchfallerkrankungen umfasst. Wir analysierten die Daten von 688 Patienten: 432 Patienten mit CED (264 MC, 168 CU) und 256 Patienten als Kontrollen (232 mit gastrointestinaler Allergie, 24 mit Kollagencolitis) bezüglich NSAR-Gebrauch und EIM.

Ergebnisse: CED (41±11.4 Jahre) und Kontrollen (42±11.9 Jahre) unterschieden sich nicht bezüglich des Alters. EIM fanden sich bei 81 der CED-Patienten (18.8%) und bei 27 der Kontrollen (10.5%). 12/432 (2%) CED-Patienten nahmen NSAR, 5/12 (41.7%) zeigten extra-intestinale Manifestationen. In der Kontrollgruppe nahmen 17/256 (6%) der Patienten NSAR, aber nur 2/17 (11.7%) zeigten EIM. Das relative Risiko von CED-Paatienten, EIM zu entwickeln, ist für die verdreifacht, die NSAR einnehmen.

Schlussfolgerung: CED-Patienten, die NSAR einnehmen, gehen ein höheres Risiko ein, einen Schub zu erleiden oder extraintestinale Manifestationen zu entwickeln, wenn sie mit Kontrollen oder Nicht-NSAR-einnehmenden Patienten verglichen werden. Es erscheint sinnvoll, CED-Patienten zu empfehlen, NSAR zu meiden. Die Aussagekraft dieser Studie wird beeinträchtigt durch zwei Unsicherheiten: 1. Der genaue NSAR-Gebrauch in der Allgemeinbevölkerung kann nur abgeschätzt werden, da NSAR üblicherweise rezeptfrei erhältlich sind, 2. Es ist nicht bekannt, wie häufig extraintestinale Manifestationen tatsächlich aus NSAR-Gebrauch herrühren.