Hintergrund: Glucagon-like peptide-2 (GLP-2), ein aus 33 Aminosäuren bestehendes Peptidhormon aus der Glukagonfamilie, wird aus den enteroendokrinen L-Zellen des Dünndarms nach Nahrungsaufnahme und nervalen Stimuli sezerniert. Es ist ein posttranslationales Spaltprodukt des Proglukagon-Gens. 1996 wurde bekannt, dass GLP-2 zu einer Zunahme der Epithelmasse im Darm führt. Folgen einer Bestrahlung oder Chemotherapie auf den Darm könnten hierdurch reduziert werden. Patienten mit CED weisen signifikant erhöhte Spiegel an GLP-2 auf. GLP-2 vermag in klinischen Studien die Entzündungsaktivität bei M. Crohn oder Colitis ulcerosa zu reduzieren.
Ziel: Charakterisierung der GLP-2-Wirkung auf die intestinale Wundheilung in einem in-vitro Modell an IEC-6 und IEC-18 Dünndarmzellen der Ratte.
Methodik: Konfluente IEC-6 und IEC-18 Zellen wurden über 24 Stunden in Mangelmedium kultiviert. Anschließend wurde mit einer Rasierklinge eine Wunde in den Epithelzellverband gesetzt und in der Folge für weitere 24 Stunden mit GLP-1 oder GLP-2 (500 nM) inkubiert. Als positiv-Kontrolle wurde zusätzlich je eine Zellschale mit TGF-ß (5 ng/ml) sowie eine unbehandelte Petrischale mit IEC-6 und IEC-18 angelegt. Anschließend wurde die Anzahl der Zellen die über die Wunde migriert waren mittels eines computer-unterstützten Bildverarbeitungsprogramms quantifiziert. Zusätzlich wurde in einer weiteren Untersuchung der Effekt von TGF-ß-AK auf die Migration analysiert. Die Proliferation der intestinalen Epithelzellen nach GLP-1 oder GLP-2 Stimulation wurde mittels MTT-Test bestimmt.
Ergebnis: Nach 24 Stunden zeigte sich in den GLP-2 behandelten IEC-6 Zellen und IEC-18 Zellen eine signifikante Zunahme der Migrationsrate im Vergleich zu unbehandelten IEC 6 und -18 Zellen (ANOVA, post-hoc Test, p<0.01). Dieser Effekt liess sich nach Zusatz von TGF-ß AK fast vollständig blockieren (p<0.01). Nach Zusatz von GLP-1, zeigte sich keine Stimulation der Migration. Der MTT-Test zeigte eine Inhibition der Proliferation durch GLP-2 in beiden Zellinien.
Schlussfolgerung: GLP-2 stimuliert in-vitro die intestinale Wundheilung über eine TGF-ß vermittelte Induktion der Migration intestinaler Epithelzellen. Möglicherweise ist auch die beobachtete Proliferationsinhibition ein Effekt der TGF-ß Freisetzung.