JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2015; 04(01): 46
DOI: 10.1055/s-0035-1552896
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Das halbe Herz

Contributor(s):
Eva-Maria Wagner
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Publication Date:
22 May 2015 (online)

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(Foto: dtv München)

Annett Pöppleins Zwillingstöchter sind zwei Jahre alt, als ihr drittes Kind Jens 1997 geboren wird mit einem seltenen Herzfehler, einem hypoplastischen Linksherz. Der Herzfehler ist pränatal nicht bekannt, Annett Pöpplein entbindet in einem Geburtshaus ambulant und genießt die ersten Lebenswochen mit ihrem kleinen Sohn zu Hause. Die beiden Töchter waren als Frühgeborene direkt nach der Geburt von ihr getrennt worden, sie musste mehrere Wochen fleißig ihre Muttermilch abpumpen, bevor die Babys zum Stillen angelegt werden konnten. Nun freut sie sich, Geburt und Wochenbett ganz anders zu erleben. Nach drei Wochen kommt der Einbruch: Jens muss mit akutem Herzversagen in ein Kinderherzzentrum gebracht werden. Nun beginnt der Kampf ums Überleben. Nach der ersten großen Herzoperation (Norwood 1) dauert es eine ganze Weile, bis Jens endlich wieder nach Hause kann. Ein Jahr lang arbeiten Eltern, Ärzte und Pflegepersonal auf die zweite Herzoperation hin, häufig ist Jens krank und muss als Notfall in der Kinderklinik aufgenommen werden. Als die Norwood-2-Operation kurz nach seinem 1. Geburtstag endlich erfolgen kann, geht es Jens hinterher so schlecht, dass die Operation innerhalb von 24 Stunden wieder rückgängig gemacht und ein Herzschrittmacher implantiert werden muss. Nach gründlicher Überlegung beschließen die Eltern, Jens in England operieren zu lassen bei einem spezialisierten Kinderherzchirurgen von Weltruf. Jens wird um seinen 4. Geburtstag herum erfolgreich operiert, allerdings haben die Eltern nach der Rückkehr nach Deutschland nicht den Eindruck, dass es Jens deutlich besser geht. Einige Monate später stellt sich heraus, dass sein Zustand die noch ausstehende Norwood-3-Operation nicht zulässt. Die behandelnden Ärzte raten bei terminaler Herzinsuffizienz zu einer Herztransplantation – Jens wird im Alter von fünf Jahren auf die Warteliste gesetzt. Fast fünf Monate dauert es, bis ein passendes Spenderherz gefunden wird …

Annett Pöpplein berichtet im Rückblick über diese extrem belastenden, schwierigen ersten fünf Jahre im Leben ihres Sohnes, die den Alltag der Familie bestimmt haben, die vielen ungeplanten Veränderungen, Rückschläge und Belastungen. Nichtsdestotrotz ist dies auch die Geschichte eines hart erkämpften Erfolgs auf einem äußerst steinigen Weg, sehr berührend und mit Selbstironie erzählt. Und es ist ein Appell, sich der Organspende nicht zu verschließen. Ein ergreifendes Buch, das uns professionell Pflegenden mehr Verständnis für die Eltern schwerkranker Kinder vermittelt.