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DOI: 10.1055/s-0035-1551956
Rezensionen
Publication History
Publication Date:
21 May 2015 (online)
Für Sie gelesen: Aktuelle Pflegeliteratur zum Thema
Für viele Menschen sind die Diskussionen um die Pflege alter Menschen politisches Geplänkel. Diejenigen, für die es zutrifft, sind dann nicht betroffen – weder als professionell Pflegender, noch als Angehöriger, noch als Betroffener.
Umso wichtiger erscheint es, die Pflegemisere tabuarm zur Sprache zu bringen. Vor allem deshalb, weil die Pflege, insbesondere die Altenpflege, immer wieder als Maßstab genommen wird, um die Menschlichkeit einer Gesellschaft zu konkretisieren. Dankbar muss man deshalb sein, dass Menschen den Mut zusammennehmen, um die Situation der Pflege in Deutschland zu beschreiben.
Martina Rosenberg hat es in ihrem Buch „Mutter, wann stirbst Du endlich?“ aus der Sicht einer Angehörigen versucht. Die Lektüre des Buchs hinterlässt bleibende Eindrücke. Sie bringt auf den Punkt, was man fühlt und denkt, wenn man für die Begleitung der pflegebedürftigen Eltern und Schwiegereltern verantwortlich ist. Natürlich werden in den Beschreibungen des Pflege- oder Begleitungsalltags auch Familiendynamiken deutlich, die die Pflegesituation verschärfen. Es erscheint jedoch schwierig, über die Schwächen und Stärken all jener Menschen zu richten, die sich in irgendeiner Weise für die Pflege und Begleitung alter Menschen engagieren.
Dieses Bild bekommt Kratzer, als die Eltern von Martina Rosenberg nicht nur alt, sondern auch gebrechlich werden. Die Mutter schreitet in die Demenz und verliert die Selbstständigkeit – körperlich wie geistig. Der Vater bekommt einen Schlaganfall und zeigt auch Schwächen im alt gewordenen Leben. Mit dieser Wirklichkeit konfrontiert, versucht Martina Rosenberg der eigenen kleinen Familie gerecht zu werden und auch die Versorgung der eigenen Eltern zu gewährleisten.
Mit einer respektierenden und immer auch distanzierten Grundhaltung beschreibt sie unzählige Szenen des Alltags, in denen ihr die Begleitung der altgewordenen Eltern schwer gefallen ist. Sie spürt die Konfliktpotenziale mit mehr oder weniger professionell helfenden Menschen auf. Sehr subjektiv und somit auch zugespitzt lässt sie in den Alltag blicken, der glücklicherweise bereits hinter ihr liegt.