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DOI: 10.1055/s-0035-1551730
Das Bouveret-Syndrom als seltene Ursache eines Gastric-outlet-Syndroms
Einleitung:
Ein hoher Gallensteinileus ist eine seltene Komplikation einer biliodigestiven Fistel bei Cholecystolithiasis und wurde erstmalig im Jahr 1896 durch den französischen Arzt Léon Bouveret beschrieben. Die Erkrankung wird deshalb auch als Bouveret-Syndrom bezeichnet.
Vorgeschichte:
Eine 70-jährige Patientin stellt sich aufgrund eines seit fünf Tagen anhaltenden postprandialen Erbrechens in der internistischen Notaufnahme vor. In der durchgeführten Oberbauchsonografie wird der Verdacht einer Magenausgangsstenose gestellt; eine Cholezystolithiasis ist seit längerem vorbekannt.
Kasuistik:
Unter Einhalten einer flüssig-breiigen Schonkost kommt das Erbrechen zum Sistieren. In der weiterführenden Endoskopie kann der Pylorus aufgrund einer Verlegung durch einen etwa 3 cm großen Pigmentstein nur schwer passiert werden. Eine Kontrastmittel-Darstellung sowie eine MRCP bestätigen schließlich eine gedeckte Gallenblasenperforation mit Fistel und Stein im Bulbus duodeni. Da eine interventionell-endoskopische Sanierung nicht möglich war, wird die Indikation zur chirurgischen Sanierung gestellt; auf eine antibiotische Therapie wird bei fehlenden systemischen Infektzeichen verzichtet werden.
Schlussfolgerung:
Das Bouveret-Syndrom ist eine seltene Ursache (1 – 4% aller Ileusfälle) einer Magenausgangsstenose und wird durch Okklusion des Bulbus duodeni durch ein Konkrement nach Perforation und Durchwanderung der Gallenblasenwand verursacht. Typischerweise sind ältere (> 70a) und vorwiegend weibliche Patienten betroffen.
Die Erkrankung ist mit einer hohen Mortalitätsrate (12 – 18%) behaftet. Das meist hohe Alter der Patienten und die oft bestehenden Komorbiditäten stellen ein erhöhtes Risiko für operative Maßnahmen dar, sodass aus diesem Grund nach Zustand des Patienten die alleinige Sanierung des Ileus gegenüber der Kombination mit klassischer Cholezystektomie und Fistelverschluss der Vorzug gegeben wird.
Wegen der Seltenheit der Erkrankung sind alternative Therapieverfahren, wie die laparoskopische Enterotomie oder die endoskopische Laser-Lithotripsie, nur in Kasuistiken beschrieben. Bei beiden Verfahren wird die cholezystoduodenale Fistel belassen, wobei dies in der Regel keinen negativen Einfluss auf die weitere Prognose hat.
Gerade bei seltenen Krankheitsbildern wie dem Bouveret-Syndrom ist ein individuelles interdisziplinäres Management für den Therapieerfolg entscheidend.