Z Gastroenterol 2015; 53 - P21
DOI: 10.1055/s-0035-1551709

Liefert die Aspiration von Galle bei der ERCP einen Mikrobiologisch & Klinisch validen Befund?

R Al-Zoairy 1, I Graziadei 2, D Orth-Höller 3, H Schwaighofer 1, H Steinle 1, W Vogel 1, H Zoller 1
  • 1Department für Innere Medizin II, Universitätsklinik Innsbruck, Innsbruck, Austria
  • 2Landeskrankenhaus Hall, Hall in Tirol, Austria
  • 3Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinik Innsbruck, Innsbruck, Austria

Bakterielle Cholangitiden sind eine häufige Komplikation nach Gallengangseingriffen. Im Gegensatz zu Infektionen des Respirations- oder Urogenitaltraktes, von wo einfach und schnell Proben für die

mikrobiologische Untersuchung gewonnen werden können, ist das bei der Gewinnung der Galle schwieriger. Es kann zwar im Rahmen der ERCP Galle aspiriert werden, die Wertigkeit dieses Specimens für die bakteriologische Untersuchung ist jedoch zweifelhaft, da der Arbeitskanal des Endoskops bei der Passage des Gastrointestinaltraktes potentiell kontaminiert werden kann.

Ziel unserer Untersuchung war es, die diagnostische Wertigkeit eines bakteriologischen Gallebefundes zu evaluieren.

Im Zeitraum von Juni 2010 bis Februar 2011 wurden bei 44 Patienten 93 Untersuchungen durchgeführt (Tabelle 1 Patienten Charakteristika). Bei jeder Untersuchung wurden ein Rachenabstrich und eine Galleprobe entnommen. Die mikrobiologischen Ergebnisse wurden verglichen mit

klinischen und laborchemischen Parametern korreliert. Der Vergleich der Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchung von Galle und Rachenabstrich ergab, dass bei 23 von 79 Untersuchungen in Galle und Rachen ein identes Keimspektrum vorlag. Unter der Annahme, dass dies auf eine Kontamination der Galle mit Rachenkeimen hindeutet, errechnet sich für die bakteriologische Untersuchung der bei der ERCP gewonnenen Galle eine Sensitivität von 100% und eine Spezifität von 34%. Zum Zeitpunkt der Untersuchung wurde bei 28 Patienten eine Cholangitis (definiert nach Tokyo Kriterien) diagnostiziert; davon wiesen 3 Patienten eine sterile Galle auf. Dagegen hatten 54 Patienten mit positivem

bakteriologischem Gallebefund keine klinischen oder laborchemischen Zeichen einer Cholangitis. Damit ergibt sich für die bakteriologische Untersuchung der Galle eine klinische Sensitivität für die Diagnose einer Cholangitis von 89% und eine Spezifität von 14%, wobei eine laufende antibiotische Therapie die Interpretation dieser Ergebnisse einschränkt.

Die Interpretation des bakteriologische Untersuchungsergebnisses einer im Rahmen der ERCP gewonnen Galleprobe wird durch das Vorliegen eines Rachenabstrichbefundes erleichtert. Die hohe Zahl an gramnegativen bzw. anaeroben Keimen in der Galle lässt auf eine hohe diagnostische Genauigkeit dieser Untersuchung schließen.