Rofo 2015; 187 - RK_WISS411_6
DOI: 10.1055/s-0035-1551311

Evaluation neuroradiologischer CT-Untersuchungen von Patienten mit ischämischem Schlaganfall: eine EyeTracking-Analyse verschiedener Auswertungsstrategien unter Berücksichtigung des Ausbildungsstandes

S Kammerer 1, B Buerke 2, M Leclaire 2, W Heindel 2, C Schülke 2
  • 1Uniklinikum Frankfurt, Institut für Neuroradiologie, Frankfurt
  • 2Uniklinik Münster, Institut für klinische Radiologie, Münster

Zielsetzung:

Die Kombination von nativem Schädel CT (CCTn), CT-Angiografie (CTA) und CT-Perfusion (CTP) ist eine etablierte Bildgebungsmethode in der Diagnostik des akuten ischämischen Schlaganfalls. Trotz gründlicher Bildbetrachtung können, gerade bei geringer Berufserfahrung des Auswerters höhere Zahlen nicht erfasster Pathologien vorliegen. Dies ist möglicherweise mit einem fehlenden oder falschen systematischen Auswertungsansatz zu erklären. Ziel der Studie ist es unterschiedliche Auswertungsansätze unter Berücksichtigung des Ausbildungsstandes zu identifizieren und zu charakterisieren.

Material und Methodik:

Die Datensätze von 20 anonymisierten CT-Untersuchungen (CCTn, CTA, CTP) wurden durch 12 Auswerter (6 Assistenz-, 6 Oberärzte) unabhängig voneinander in zufälliger Reihenfolge analysiert. Während der Auswertung wurden zeitgleich Augenbewegungen und Bildschirminhalt durch ein kommerziell erhältliches Eye-Tracking-System (Tobii X2 – 60, Tobii Technology, Danderyd, Schweden) erfasst. Fixationspunkte, Fixationsdauer und Auswertungsdauer wurden erfasst. Anschließend wurden erfolgreiches Erkennen von Pathologien, Fixationsdauer auf auffälligen Befunden oder klinisch relevanten Regionen, sowie allgemeine Suchmuster und Zeiteffektivität in Bezug auf die individuelle Berufserfahrung ausgewertet.

Ergebnisse:

Erfahrene Beobachter benötigen weniger Zeit für die Untersuchungsauswertung bei gleicher Detektionsrate klinisch relevanter Befunde. Klinisch irrelevante Sekundärbefunde wurden häufiger und länger durch unerfahrene Beobachter fixiert. Erfahrene Auswerter hingegen fixierten eher diskrete Befunde oder klinische relevante Regionen unter Berücksichtigung der gegebenen klinischen Angaben.

Schlussfolgerungen:

Erfahrene Auswerter reduzieren übersehene Befunde durch eine systematische Begutachtung unter Berücksichtigung der klinischen Angaben und sind weniger anfällig für Ablenkung durch irrelevante Nebenbefunde. Die stringent angewendeten Muster konnten visualisiert werden und sind somit auch unerfahrenen Auswertern leichter vermittelbar.