Rofo 2015; 187 - WSSP301_1
DOI: 10.1055/s-0035-1551292

Neue Studien zur mechanischen Rekanalisation

J Fiehler 1, C Brekenfeld 1
  • 1UKE, Neuroradiologie, Hamburg

Kurzfassung: Bei der mechanischen Thrombektomie wird ein an einem Schiebedraht befestigter sich selbst entfaltender („selbstexpandierender“) Stent zunächst durch einen Mikrokatheter am intraarteriellen Thrombus vorbeigeführt. Der Stent wird anschließend durch Rückzug des Mikrokatheters herausgeschoben, dabei direkt in den Thrombus hinein freigesetzt und schließlich gemeinsam mit demselben unter Sog in einen größeren Katheter zurückgezogen. Man spricht daher von einem Stent-Retriever oder einem Stenttriever. Manchmal wird aber auch ausschließlich über einen mittelgroß kalibrierten („intermediären“) Katheter aspiriert. Dieses Vorgehen unterscheidet sich völlig von der intraarteriellen Fibrinolysetherapie, die seit den frühen 80er Jahren eingesetzt wird.

Inzwischen sind diese Beobachtungen mit überwältigender Evidenz für die Wirksamkeit der mechanischen Thrombektomie aus mehreren randomisierten Studien belegt, die zwischen Oktober 2014 und Februar 2015 zumeist wegen vorzeitigem Erreichen des Endpunktes abgebrochen und veröffentlicht wurden (MR Clean, ESCAPE, EXTEND-IA, SWIFT-PRIME) mit folgenden Ergebnissen:

  • ESCAPE (n=315) – 72% mRS 0–2 (90 Tage, MT vs. IV allein): 53 vs. 29%

  • EXTEND IA (n=70) – 86% mRS 0–2 (90 Tage, MT vs. IV allein): 71 vs. 40%

  • SWIFT PRIME (n=198) – 88% mRS 0–2 (90 Tage, MT vs. IV allein): 60 vs. 36%

Wir haben es also mit einer absoluten Risikoreduktion für Behinderung und Tod von 24-31% zu tun! Das ist doppelt so hoch wie es angenommen wurde. Der Einfluss dieser Evidenz wird die Wirkung von ISAT auf das Tätigkeitsfeld der Neuroradiologie wahrscheinlich noch bei Weitem übertreffen; eine Verdopplung der in Deutschland ohnehin bereits hohen Fallzahlen ist durchaus realistisch. Dies wird einen Einfluss auf Organisation und Versorgungsstrukturen haben.

Lernziele:

  • Überblick über die neuen Studien zur Thrombektomie

  • Einordnung der Wirksamkeit der Thrombektomie auf das klinisch-funktionelle Ergebnis.