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DOI: 10.1055/s-0035-1551244
Interosseus-posterior-Neuropathie: Proximale faszikulär-inflammatorische Läsion versus fokale Kompression
Zielsetzung:
Isoliert motorische Ausfälle des N. radialis bzw. seines motorischen Endastes N. interosseus posterior (PIN) führen zu Paresen der Extensoren am Unterarm (Fallfinger) und dem klinischen Bild des Supinatorsyndrom bzw. der Posterior-Interosseus-Neuropathie. Ziel dieser Studie war die Läsionslokalisation bei solchen isoliert motorischen Ausfällen des N. radialis.
Material und Methodik:
Prospektiv eingeschlossen wurden 20 Patienten (8 w, 12 m, 51.8 ± 13.1 Jahre) sowie 20 gesunde Kontrollen (5 w, 15 m, 45.3 ± 11.3 Jahre). Einschlusskriterium für Patienten war die isoliert-motorische Parese im Versorgungsgebiet des PIN (M. supinator und übrige Extensoren am Unterarm). 8 Patienten waren voroperiert wegen einer früheren Diagnose einer Kompression des PIN im M. supinator. Alle Studienteilnehmer wurden in 3.0T MR Neurografie (MRN) auf Höhe des Oberarms, Ellenbogen und Unterarm untersucht mittels T2 fs TSE (jeweils TR 7020, TE 52, 0.25 × 0.25 × 3.0 mm2, 45 Schichten, Acquisitionszeit 7:17 min). Läsionsklassifikation erfolgte qualitativ durch visuelle Beurteilung durch 2 reader.
Ergebnisse:
18 von 20 Patienten wiesen eindeutige Läsionen auf Oberarmniveau auf. Die Läsionen betrafen nur diejenigen Faszikel des N. radialis, die weiter distal den PIN bildeten, und waren interindividuell robust somatotop angeordnet. Lediglich eine Patientin hatte eine fokale Läsion des PIN im M. supinator, eine weitere einen Nervenscheidentumor des PIN im M. supinator.
Schlussfolgerungen:
Der Posterior-Interosseus-Neuropathie liegt meist eine disseminierte und damit inflammatorische Neuropathie zu Grunde. Diese imitiert klinisch die distale Kompressionsneuropathie durch eine faszikuläre, somatotope Läsion proximal im N. radialis. Operativ zu entlastende, fokale Neuropathien im M. supinator sind seltener. Die korrekte Diagnose mittels MRN kann damit unnötige Operationen vermeiden und zur zeitgerechten medikamentösen Therapie führen. Darüber hinausbelegen die Resultate das Konzept der Somatotopie im peripheren Nervensystem und dessen klinische Relevanz.