Rofo 2015; 187 - IN_WS202_8
DOI: 10.1055/s-0035-1551065

Aktuelle Studienlage zur Rekanalisationsbehandlung beim akuten Schlaganfall

M Möhlenbruch 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Neuroradiologie, Heidelberg

Kurzfassung:

Bisher war die Therapie der Wahl bei einem akuten ischämischen Schlaganfall die intravenöse Thrombolyse mit rt-PA innerhalb des 4,5h-Zeitfensters. Bei größeren Thromben in der distalen ACI oder im M1- oder M2-Segment der ACM kommen heutzutage Stentretriever zum Einsatz, mit welchen der Thrombus entfernt wird. In drei kürzlich im N Engl J Med. veröffentlichten Studien wurde die Überlegenheit der endovaskulären Therapie gegenüber einer systemischen Thrombolyse untersucht. Alle drei Studien (IMS-III, Synthesis, MR Rescue) konnten nicht zeigen, dass die endovaskuläre Therapie wirksamer ist als die als Standardtherapie geltende systemische Thrombolyse. Allerdings wurden in überwiegender Mehrzahl veraltete Thrombektomietechniken eingesetzt, was eine erhebliche methodische Einschränkung darstellt. Dass die Stentretriever bessere Ergebnisse als die älteren Systeme erzielen, konnten zwei randomisierte Studien (TREVO 2, SWIFT) zeigen, die im Lancet publiziert wurden. Mit beiden Retriever-Systemen konnte nahezu doppelt so häufig eine Rekanalisation erreicht werden als mit dem Merci-Retriever. Auch das klinische Behandlungsergebnis war mit den Stentretrievern signifikant besser – bei zudem deutlich niedrigeren Blutungskomplikationen.

Lernziele:

Erste Ergebnisse einer kontrollierten randomisierten Multicenter-Studie aus den Niederlanden (MR CLEAN) geben jedoch Anlass für neuen Optimismus. Bei den interventionell behandelten Patienten wurde in 80% der Fälle der Gefäßverschluss erfolgreich rekanalisiert. Noch wichtiger aber: Erstmals konnte in einer größeren Studie gezeigt werden, dass die Patienten tatsächlich einen therapeutischen Nutzen haben. 90 Tage nach dem Schlaganfall wiesen 67% der Thrombektomie-Patienten eine klinische Verbesserung im Vergleich zur Kontrollgruppe auf und 33% vs. 19% waren nach 3 Monaten funktionell unabhängig (mRS≤2). Die Ergebnisse der MR CLEAN Studie stimmen sehr zuversichtlich, und Ergebnisse aus weiteren Studien werden in Kürze erwartet.