Rofo 2015; 187 - WS_WISS408_1
DOI: 10.1055/s-0035-1551006

Anatomische Gefäßvarianten die man kennen sollte...

E Künzel 1
  • 1Herzzentrum Leipzig, Radiologie, Leipzig

Kurzfassung:

Anatomische Varianten/Varietäten stellen allgemein „Normabweichungen“ in Bau, Größe und Form von Organen dar, die im Gegensatz zu Malformationen/Anomalien nicht mit funktionellen Einschränkungen oder klinischen Symptomen verbunden sind. Diese „Normvarianten“ gelten formal als „Spielarten“ bzw. „Abwandlungen“ vom Üblichen, wobei in Einzelfällen eine Abgrenzung zur Anomalie aber nicht immer konsistent möglich bzw. vom jeweiligen klinischen Kontext abhängig ist. Gefäßvarianten, die insbesondere am Körperstamm häufig und asymptomatisch vorkommen, treten in der Regel inzidentell im Rahmen bildgebender Diagnostik zu Tage, können aber auch primär bei vaskulären Interventionen oder erst intraoperativ evident werden und stellen dann einen unerwarteten, potenziell relevanten Sachverhalt dar. Aufgrund ihrer möglichen klinischen Implikation stehen dabei die morphologischen Varianten von Aorta und V. cava, deren Äste bzw. Zuflüsse sowie der Pulmonalarterien und –venen im Vordergrund. Gerade hier erscheint aufgrund des komplexen Situs mit unmittelbarer Nachbarschaft von Trachea und Ösophagus die Abgrenzung gegenüber der Malformation fließend, und nicht selten resultiert eine hinreichende klinische Symptomatik mit Stridor, Dyspnoe oder Dysphagie. Insbesondere bei aberrierender Gefäßverbindung mit Symptomen eines Shunts ist auf die Assoziation mit kongenitalen kardialen Vitien zu achten, wobei jene bedingt durch ihre unmittelbare therapeutische Konsequenz bereits im Kindesalter eine umfangreiche Diagnostik erfordern.

Lernziele:

  • Varianten erkennen, analysieren, interpretieren

  • gezielt nach häufigen, potenziell assoziierten Anomalien suchen und den möglichen pathologischen Stellenwert hinterfragen

  • klinische Implikation im jeweils gegebenen Kontext diskutieren, um Fehldiagnosen, prozedurale Komplikationen und potenziell fatale operative Konsequenzen zu vermeiden