Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A17
DOI: 10.1055/s-0035-1550520

Ist die intraoperative Untersuchung des Sentinel Lymphknotens noch nützlich? Eine retrospektive Studie mit 1072 Patientinnen

CL Cotarelo 1, A Zschöck 1, A Schad 2, M Schmidt 3
  • 1Institut für Pathologie, Mainz, Deutschland
  • 2Institut für Pathologie, Mainz, Deutschland
  • 3Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten, Mainz, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Die Nutzung der intraoperativen Untersuchung des Sentinel Lymphknotens (SLN) bei Patientinnen mit Mammakarzinom wird aktuell kontrovers diskutiert. Der Vorteil dieser Untersuchung ist die Vermeidung einer sekundären Axilla-Resektion. Darüber hinaus ist mittlerweile aus der Arbeit von Giuliano et al bekannt, dass nicht alle Patientinnen von einer Axilla-Resektion profitieren.

Material & Methoden: Die Daten von 1072 Patientinnen, die in unserem Institut zwischen 2010 bis 2013 diagnostiziert wurden, wurden analysiert. Bei allen Patientinnen wurde eine intraoperative Untersuchung des SLN mithilfe einer Imprintzytologie durchgeführt. Die zytologisch positiven Fälle wurden im Gefrierschnitt (GS) weiter untersucht. Als positive intraoperative Diagnose wurde nur der Nachweis von Tumorzellen in GS angesehen. Diese Patientinnen erhielten eine primäre Axilla-Resektion. Alle SLN wurden nach Paraffineinbettung in Stufenschnitten abschließend untersucht. Wir verglichen die intraoperativen und abschließenden Ergebnisse des SLN mit klinisch-pathologischen Parametern.

Ergebnisse: 269 Fälle (25,09%) zeigten einen oder mehrere positive SNL, 219 (20,42%) davon waren Makrometastasen und 50 (4,66%) Mikrometastasen. Intraoperativ falsch-negative Ergebnisse fanden sich in 33 Fällen mit abschließenden diagnostizierten Makrometastasen (3,07%). Unsere intraoperative kombinierte zytologische und Gefrierschnitt-Untersuchungsmethode wies eine Sensitivität von 85%, Spezifizität von 100% und eine Genauigkeit von 97% beim Nachweis von Makrometastasen. Unsere Studie zeigt weiterhin, dass eine niedrige Sensitivität bei Luminal A Fällen (80%), Fällen mit nur einem positiven Lymphknoten (42%) und in Fälle mit einer Proliferation von < 20% Ki-67 (80%) vorlag. Sie war am höchsten bei Luminal B-Fällen (92%), Her-2-neu-positiven Fällen (91%), triple-negativem Phänotyp (91%), Ki-67 > 40% (91%) und bei mehr als zwei positiven Lymphknoten (96,1%). Für die Patientinnen mit mehr als zwei positiven Lymphknoten oder einem Tumorstadium größer pT2 oder bei Mastektomie betrug die Sensitivität 91%

Zusammenfassung: Die Ergebnisse zeigen, dass unsere kombinierte intraoperative Untersuchungsmethode des SLNs eine Spezifizität von 100% hat sowie eine hohe Sensitivität (91%-96%) in den Fällen aufweist, die eine möglichst primäre Axilla-Resektion benötigen.