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DOI: 10.1055/s-0035-1550443
Der Stellenwert der Strahlentherapie beim metastasierten Mammakarzinom
Einleitung/Zielsetzung: Die Studie untersucht, wie häufig, mit welchen Indikationen und in welchen Phasen der Erkrankung bei Patientinnen mit fernmetastasiertem Mammakarzinom eine palliative Strahlentherapie durchgeführt wurde.
Material & Methoden: Aus der Mammakarzinom-Datenbank der Basler Universitäts-Frauenklinik, welche alle in dieser Institution neu diagnostizierten und behandelten invasiven Mammakarzinome über einen 20-Jahres-Zeitraum (1990 – 2009, 1459 Patientinnen) dokumentiert, wurden die Fälle aller verstorbenen Patientinnen mit Fernmetastasen untersucht (n = 340; d.h. noch laufende Therapien wurden nicht berücksichtigt).
Ergebnisse: Eine palliative Radiotherapie erfolgte bei 165 Patientinnen (48,5%; 255 Bestrahlungsserien, 337 Therapievolumina). Am häufigsten wurden Knochenmetastasen bestrahlt (64,4% aller Bestrahlungsvolumina; insgesamt 217 Therapievolumina), am zweithäufigsten erfolgten Bestrahlungen des Gehirns (16,9%, 57 Volumina). Die Überlebenszeit nach Diagnose der Fernmetastasen berücksichtigend, wurden 127 Bestrahlungsserien (49,8%) im ersten Drittel der Überlebenszeit durchgeführt; 84 Bestrahlungsserien (32,8%) erfolgten im letzten Drittel. Das mediane Überleben nach Radiotherapie betrug 10 Monate. Im Vergleich mit Patientinnen, welche in der palliativen Situation keine Bestrahlung erhielten, waren die Patientinnen der Bestrahlungskohorte jünger (61 vs. 68 Jahre, p < 0,001) und hatten in der Palliativsituation ein längeres Überleben (26 vs. 14 Monate, p < 0,001). Ein Vergleich der Fälle mit rasch progredienter Erkrankung (Überleben nach Metastasendiagnose < 24 Monate) mit Patientinnen, die durch eine palliative Therapie eine längere Überlebenszeit erreichten, zeigte, dass bei letzteren die Radiotherapie signifikant häufiger zum Einsatz kam (52,1% vs. 37,1%, p = 0,006).
Zusammenfassung: In nahezu 50% der Fälle mit metastasiertem Mammakarzinom ist in der palliativen Situation eine Bestrahlung zum Einsatz gekommen. In einem interdisziplinären Therapieansatz, der eine langfristige Betreuung der Patientinnen nach den Behandlungsprinzipien einer chronischen Erkrankung erlaubt, ist die Radiotherapie ein wichtiger Teil des palliativtherapeutischen Gesamtkonzepts.