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DOI: 10.1055/s-0035-1549772
Glukozentrische Diabetestherapie bei geriatrischen Patienten mit Demenz sinnvoll? Multizentrische DPV-Daten von insgesamt 215.932 Typ-2-Diabetespatienten zeigen signifikant erhöhte Hypoglykämierate bei 6.771 Patienten mit komorbider Demenz.
Fragestellung: In unserer alternden Gesellschaft treten Demenz und Typ-2-Diabetes (T2D) immer häufiger auf. Ziel war es den Einfluss einer komorbiden Demenzdiagnose auf die Diabetestherapie und den Verlauf zu untersuchen.
Methodik: Klinische Daten von 215.932 T2D-Patienten ≥40 Jahre (Median [Interquartilbereich]: 70,4 [61,2 – 77,7] Jahre) des multizentrischen, deutsch/österreichischen Diabetespatientenregisters, basierend auf der elektronischen Krankenakte DPV, wurden analysiert. Die Datenbank wurde hinsichtlich des Vorliegens einer Demenz anhand von ICD-10, DSM-IV/-5-Kodierungen, spezifischen Suchbegriffen, demenzspezifischen Medikamenten und/oder positiven Screeningbefunden durchsucht. Für Gruppenvergleiche wurden multiple, hierarchische Regressionsmodelle, adjustiert für Alter, Geschlecht und Diabetesdauer sowie Behandlungszentrum als Zufallsvariable, erstellt. Statistiksoftware: SAS 9.4.
Ergebnisse: Bei 3,1% (n = 6.771; 57% Frauen) der T2D-Patienten lag eine klinisch erkannte Demenz vor. Verglichen mit der Gesamtbevölkerung zeigte sich bei T2D-Patienten mit Demenz im Alter zwischen 50-< 70 Jahren eine männliche Prädominanz (p < 0,05). Nach Korrektur für demografische Einflussfaktoren lag bei Patienten mit Demenz häufiger eine schwere Hypoglykämie (12,9 ± 0,5 vs. 8,8 ± 0,1 Ereignisse pro 100 Patientenjahre, p < 0,001), Hypoglykämie mit Koma (6,7 ± 0,3 vs. 3,4 ± 0,1 Ereignisse pro 100 Patientenjahre, p < 0,001), Hypertonie (74,0 vs. 72,0%, p = 0,001), Schlaganfall (22,3 vs. 5,9%, p < 0,001), diabetisches Fußsyndrom (5,5 vs. 4,7%, p < 0,001), Retinopathie (23,4 vs. 21,4%, p = 0,041) und Mikroalbuminurie (34,7 vs. 32,2%, p < 0,001) vor. Des Weiteren war die Behandlung mit Insulin häufiger (59,3 vs. 54,7%, p < 0,001), der HbA1c jedoch vergleichbar (60,7 ± 0,8 vs. 60,5 ± 0,7 mmol/mol).
Schlussfolgerung: Bei T2D-Patienten mit Demenz sollten die Wahl der Therapie und die Therapieziele zu Gunsten des Vermeidens von Hypoglykämien überdacht werden, da die Risiken einer strengen metabolischen Kontrolle und intensiven Diabetestherapie den Nutzen überwiegen.