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DOI: 10.1055/s-0035-1549670
Wie erfolgreich ist Psychodiabetologie?
Fragestellung: Die Psychosozialen Leitlinien zeigen, dass die psychische Komorbidität bei Diabetikern erhöht ist, bzw. dass das Diabetes-Selbstmanagement durch psychische Beeinträchtigungen eingeschränkt ist (Kulzer et al. 2013). Bei Problemen des Diabetes-Selbstmanagements aufgrund psychischer Beeinträchtigungen bzw. hoher psychischer diabetesspezifischer Belastung ist eine psychodiabetologische Behandlung indiziert, bei der psychische Belastung und HbA1c verbessert werden sollen. Metaanalysen zeigen geringe Effekte bei psychotherapeutischen Kurzzeit-Gruppenpsychotherapien in Bezug auf die Stoffwechselkontrolle (Cohen's d = 0,22, Winkley et al., 2006). Erzielt eine Richtlinien-Psychotherapie mit psychodiabetologischem Schwerpunkt einen größeren Effekt?
Methodik: 99 Patienten konsekutiv in die Psychotherapieambulanz aufgenommene Typ 1/Typ 2 Diabetiker (Alter 40,6 ± 12,8 Jahre; 61,4% weiblich; 68,3% T1DM) mit einer psychischen Störung waren durch die Diabeteserkrankung belastet (ICD-10: F54). HbA1c-Wert, Beck Depressions Inventar (BDI) und „Problem Areas in Diabetes“ (PAID) wurden zu drei Messzeitpunkten (Beginn, Verlauf, Ende) der Therapie erfragt. Die Datenauswertung erfolgte anhand der Berechnung der Effektstärken mit Cohen's d.
Ergebnisse: Hypothesenkonform zeigte sich eine signifikante Verbesserung des HbA1c um durchschnittlich 0,9 Prozentpunkte (Beginn: HbA1c-MW = 9,0%, Ende: MW = 8,1%), d = 0,6 ((x2259)) mittlerer Effekt. Bei Patienten mit einem HbA1c-Wert über 8,5% zu Beginn mit dem Therapieziel der Verbesserung des HbA1c zeigte sich ein starker Effekt (Prä Hba1c = 10,9%, Post Hba1c = 9,1%; d = 0,9). Die Depressivität nahm stark ab (Prä BDI = 19,5; Post BDI = 11,6; d = 0,9). Die Reduktion der diabetesbezogene Belastung zeigt einen mittleren Effekt (Prä PAID = 36,2; Post PAID = 26,6; d = 0,5).
Schlussfolgerung: Eine Richtlinien-Verhaltenstherapie mit explizit diabetesspezifischen Elementen reduziert die psychische Belastung und verbessert die Stoffwechseleinstellung bei Patienten, die neben einer psychischen Störung eine diabetesbedingte Belastung aufweisen. Diese Effekte sind deutlich größer als die von Winkley nachgewiesenen.