Berücksichtigung der somato-psychischen Dynamik bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes durch ein integratives, multidisziplinäres Betreuungskonzept

Fragestellung: Bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1 Diabetes können im Verlauf der Erkrankung psychische Komorbiditäten mit negativen Auswirkungen auf die Diabeteseinstellung, auf das Familienklima und auf die individuelle Entwicklung auftreten. In solchen Fällen muss die somato-psychische Dynamik im Therapieverlauf besonders berücksichtigt werden. Für diese Patientengruppe wurde in der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin der Filderklinik Anfang 2014 ein multidisziplinäres Behandlungsteam mit Diabetologen, Diabetesberaterin und einem Fachpsychologen für Diabetes als integraler Teil der stationären pädiatrischen Psychosomatik etabliert. Die psychosomatische und psychodiabetologische Behandlung erfolgt mit Einsatz der Kunst- und Musiktherapie, Heileurhythmie, Physiotherapie, Heilpädagogik, Psychotherapie und diabetologische Mitbehandlung. Im Rahmen der Familienpsychosomatik wurden auch psychisch belastete Eltern mit aufgenommen, die von der Erwachsenenpsychosomatik betreut wurden.

Ergebnisse: Im ersten Behandlungsjahr 2014 wurden insgesamt 13 Kinder und Jugendliche mit Typ-1 Diabetes und einer psychischen Komorbidität stationär aufgenommen (10 Mädchen, 3 Jungen). Mittleres Alter 12,4 Jahre (± 2,5J.), Manifestationsalter 6,5 Jahre (± 3,4J.), Diabetesdauer 4,9 Jahre (± 2,8J.). Das mittlere HbA1c lag bei 8,2% (± 2,0%). Die Verweildauer betrug durchschnittlich 11,5 Tage (± 9,4 T.). Bei 3 Kindern wurden auch die Eltern psychosomatisch mitbehandelt. Als psychosomatische Störungen zeigten sich akute Belastungsreaktionen, schwerere Anpassungsstörungen, mittelgradige depressive Verstimmungen, Störung des Sozialverhaltens, phobische und panikartige Hypoglykämieängste und Insulin-Purging.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen den Bedarf an einem speziellen, diabetologisch-psychosomatischen Behandlungsangebot für Kinder und Jugendliche mit Diabetes und psychischen Auffälligkeiten. Gerade die Doppelbelastung erfordert häufig eine rasche stationäre Aufnahme, um sowohl den Diabetesstoffwechsel- als auch die Lebensqualität der Kinder zu erhalten. In einem Follow-Up werden die Langzeiteffekte der stationären psychodiabetologischen Behandlung evaluiert.