Diabetologie und Stoffwechsel 2015; 10 - P126
DOI: 10.1055/s-0035-1549632

Unterschiedliche Urin-Metabolit-Profile bei Diabetikern mit und ohne Prostata-Karzinom

SZ Lutz 1, J Hennenlotter 2, A Artati 3, T Todenhöfer 2, R Lehmann 1, J Adamski 3, A Stenzl 2, HU Häring 1, C Schwentner 2, H Staiger 1, M Heni 1
  • 1Medizinische Klinik IV, Abt. Endokrinologie, Diabetologie, Angiologie, Nephrologie und Klinische Chemie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
  • 2Urologische Universitätsklinik Tübingen, Tübingen, Germany
  • 3Institut für Experimentelle Genetik, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg, Neuherberg, Germany

Fragestellung: Im Gegensatz zu zahlreichen malignen Erkrankungen ist die Inzidenz des Prostata-Karzinoms bei Diabetikern nicht erhöht. Die Überlebensrate ist allerdings deutlich reduziert, wenn gleichzeitig zum Prostata-Karzinom ein Diabetes mellitus vorliegt. Um potentielle Mechanismen für diese Interaktion herauszufinden, wurden Urin-Metabolitmuster untersucht. Diese können als einfache nichtinvasive Methode den Metabolismus der Prostata reflektieren.

Methodik: Exprimaturinproben von 14 Patienten mit Diabetes (11 mit Prostata-Karzinom, 3 ohne Karzinom) und 40 Patienten ohne Diabetes (21 mit Prostata-Karzinom, 19 ohne Karzinom) wurden direkt nach Probengewinnung abzentrifugiert und die Überstände eingefroren. Sie wurden mittels nicht-zielgerichteter Analyse von Metabolitenprofilen mit Massenspektroskopie untersucht (jeweils Urin-Kreatinin-bezogen).

Ergebnisse: Von 702 untersuchten Metaboliten waren 655 in mindestens 33% der Proben nachweisbar. Von diesen Metaboliten unterschieden sich 23 signifikant zwischen Patienten mit und ohne Prostata-Karzinom (p < 0,05). Für sechs dieser Karzinom-assoziierten Metabolite wurde mittels ANCOVA eine signifikante Interaktion zwischen Diabetesstatus und Karzinomstatus festgestellt (p < 0,008, adjustiert für Alter und BMI). Die Patientengruppe wurde daher nach Diabetesstatus stratifiziert. Während sich in der Gruppe ohne Diabetes keiner der 6 Metabolite zwischen Karzinompatienten und Kontrollen unterschied, waren 5 der 6 Metabolite bei Diabetikern signifikant unterschiedlich (3-Methyl-2-oxobutyrat, 5-Hydroxyhexanoat, Gamma-CEHC-glucuronid, N-Acetylglutamat, N-Acetylvalin).

Schlussfolgerungen: In dieser Studie konnten neue Urinmetabolite als potentielle Biomarker für die Diagnostik und Prognose des Prostata-Karzinoms identifiziert werden. Nur bei Patienten mit Diabetes mellitus erlauben fünf spezifische Urinmetabolite eine Unterscheidung zwischen Prostata-Karzinompatienten und Nicht-Karzinompatienten während sich diese Metabolite bei Nicht-Diabetikern nicht unterscheiden. Dieses Metabolit-Muster könnte auf pathobiochemische Prozesse hinweisen, die für die schlechtere Prognose von Prostata-Karzinom bei gleichzeitig vorliegendem Diabetes mellitus mit verantwortlich sind.