Diabetologie und Stoffwechsel 2015; 10 - P78
DOI: 10.1055/s-0035-1549584

Neuroprotektive und antioxidative Wirkungen von Sijunzi-Tang-Dekokt in C. elegans

A Schlotterer 1, HJ Greten 2, 3, BA Remppis 4, G Kukudov 5, J Machado 2, 6, T Efferth 7, P Humpert 5, 8, HP Hammes 1, M Morcos 5, 8
  • 1Universitätsmedizin Mannheim, V. Medizinische Klinik, Mannheim, Germany
  • 2Institute of Biomedical Sciences Abel Salazar (ICBAS), University of Porto, Porto, Portugal
  • 3Heidelberg School of Chinese Medicine (HSCM), Heidelberg, Germany
  • 4Heart and Vascular Center Bad Beyensen (HGZ), Bad Bevensen, Germany
  • 5Department of Medicine 1 and Clinical Chemistry, University of Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • 6Porto Biomechanics Laboratory (LABIOMEP), University of Porto, Porto, Portugal
  • 7Department of Pharmaceutical Biology, Institute of Pharmacy and Biochemistry, Johannes Gutenberg University, Mainz, Germany
  • 8Stoffwechselzentrum Rhein-Pfalz, Mannheim, Germany

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) enthält Sekundärmetabolite mit protektiven Eigenschaften. Sijunzi-Tang-Dekokt (SJZTD), Si-Wu-Tang-Dekokt (SWTD) und Liuwei-Dihuang-Dekokt (LWDHD) enthalten Phytamine mit antioxidativen und neuroprotektiven Wirkungen, die überwiegend durch Catalase, Glutathionperoxidase und Superoxiddismutase bzw. Bcl-2/Bax und Caspase-3 vermittelt werden. Darüber hinaus beeinflussen die neuroprotektiven Phytamine von SJZTD, SWDT und LWDHD den PI3K/AKT/MAPK-, AKT/FOXO- bzw. Cytochrom-c-Signalweg. Über die systemische Wirkung von kompletten TCM-Dekokten ist hingegen nur wenig bekannt.

C. elegans wurden unter oxidativem Stress (10 mmol/l Paraquat) oder erhöhter Glukose (400 mmol/l) kultiviert, um die Wirkung systemischer TCM-Behandlung auf Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (Hydroethidin-Färbungen), Bewegungsfähigkeit (Worm-Tracking-Analysen) und Überleben (Kaplan-Meier-Kurven) zu untersuchen.

Eine 10%ige SJZTD-Lösung normalisierte die Überlebensrate unter oxidativem Stress (Steigerung des Anteils überlebender Tiere um 146%) und unter glukotoxischem Stress (signifikante Verbesserung der Überlebenskurve mit einem Anstieg der mittleren Lebensspanne um 19% von 19,90 auf 23,71 Tage). Darüber hinaus wurden sowohl antioxidative als auch neuroprotektive Wirkungen von SJZTD unter Hoch-Glukose-Bedingungen nachgewiesen: Reduktion von oxidativem Stress um 71% bzw. Verbesserung neuronaler Funktionsparameter (Körperkrümmungsfrequenz sowie Bewegungsvermögen des Körpers, Kopfes und Schwanzes). SWTD und LWDHD konnten in diesem System keine therapeutische Wirksamkeit entfalten, da sich diese Dekokte bei Langzeitbehandlung als toxisch erwiesen bzw. keinen Schutz vor oxidativem Stress boten.

Zusammenfassend konnten wir neuroprotektive Wirkungen von SJZT-Dekokt unter glukotoxischem Stress nachweisen, welche vermutlich durch die ausgeprägten antioxidativen Eigenschaften von SJZTD vermittelt werden. Weitere Studien sollten eine mögliche Beteiligung des PI3K/AKT/MAPK-Signalwegs untersuchen und auf neurokognitive Tests bei höheren Organismen ausgeweitet werden, da die therapeutische Verwendung von SJZT-Dekokt neue Strategien zum Schutz vor altersabhängigem Kognitions- und Gedächtnisverlust bieten könnte.