Gesundheitswesen 2015; 16 - P43
DOI: 10.1055/s-0035-1546945

Mundgesund trotz Handicap – Ein Projekt zur Förderung der Mundgesundheit bei meist jungen Erwachsenen mit Behinderung

U Knappstein 1
  • 1Gesundheit und Verbraucherschutz, Zahnärztlicher Dienst, Gesundheitsamt Kreis Unna, Unna

Kinder mit Behinderungen leiden bis zu 25-mal häufiger unter Zahnverlust als die Allgemeinbevölkerung. Menschen mit geistiger Behinderung haben eine höhere Karieserfahrung und einen niedrigeren zahnmedizinischen Sanierungsgrad als die übrige Bevölkerung.

Wie kann die orale Prävention bei den Betroffenen nachhaltig verbessert werden?

Im Kreis Unna besteht seit dem Jahr 2012 eine Kooperation mit dem Berufsbildungsbereich (BBB) der Hellweg-Werkstätten, deren Träger das Ev. Perthes-Werk e.V. ist. Der BBB bereitet meist junge Erwachsene mit Handicap auf Basis einer individuellen Eingliederung auf den Übergang zum Arbeitsmarkt vor.

Hier findet das Modul „Mund- und Zahnhygiene“ als arbeitsbegleitendes Angebot kontinuierlich statt.

Eine Zahnärztin des öffentlichen Gesundheitsdienstes führt das Projekt im BBB „vor Ort“ durch. Zur Planungsphase gehören Rekrutierung der Ansprechpartner, Ortsbesichtigung, Materialbeschaffung, Terminplanung und Präsentation des Moduls vor den Beschäftigten, Eltern/Betreuern und Bildungsbegleitern. Dann werden Einverständniserklärungen eingeholt, Kennzeichnung und Aufbewahrung der Zahnputzutensilien wird sichergestellt. Ein Gruppentreffen dient der Motivation zur Mundhygiene mit Demonstration der KAI-Zahnputztechnik am Modell. In der Trainingsphase wird eine individuell angepasste Putztechnik eingeübt mit Auswahl der geeigneten Utensilien. Zum Abschluss erfolgt eine zahnärztliche Untersuchung/Mitteilung des Befundes und evtl. weiterer Behandlungsempfehlungen. Teilnahmezertifikate werden in der Gruppe überreicht und Feed-back wird eingeholt. In den Gesamtablauf werden die Bildungsbegleiter als Multiplikatoren einbezogen. Eine Evaluation ist vorgesehen. Wesentliche Merkmale des Projekts sind: Aufsuchende Betreuung der behinderten jungen Menschen im beruflichen Umfeld, Ritualbildung beim Zähneputzen mit dem Ziel einer nachhaltigen Verbesserung der Mundgesundheit, Einbindung der Bildungsbegleiter als Multiplikatoren, Hilfe zur Selbsthilfe (Subsidiaritätsprinzip). Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit bei den jungen Erwachsenen mit Handicap wird gefördert.

Für Herbst 2014 ist eine Evaluation des Projekts geplant.