Gesundheitswesen 2015; 16 - P41
DOI: 10.1055/s-0035-1546943

Untersuchung von Hausbrunnen in der Nachbarschaft von Erdgasförderaktivitäten

K Wollin 1, R Huppmann 1, K Nohr 2, J Laß 2, M Jabs 2, F Stümpel 3
  • 1NLGA Hannover, Hannover
  • 2Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover
  • 3Landkreis Rotenburg Gesundheitsamt, Rotenburg/Wümme

In Niedersachsen, der Hauptförderregion der Erdgasgewinnung in Deutschland, wird aktuell die Sicherheit von hydraulischen Bohrlochbehandlungen und damit auch die Frage gesundheitlicher Risiken für die Allgemeinbevölkerung als Folge von Umweltbelastungen, z.B. des Grund-/Trinkwassers, durch Emissionen der Erdgasförderung diskutiert. Im April 2014 wurden daher in den Gemeinden Hemslingen, Söhlingen und Wittorf (LK Rotenburg) 16 repräsentative Wasserproben aus Hausbrunnen genommen und a) auf ausgewählte Parameter der TrinkwV (2001) und b) mittels Non-Target-GC-MS-Screening untersucht. Im Umfeld der Hausbrunnen wird intensiv Erdgas gefördert, in einem Fall war ein Versenkbrunnen für Lagerstättenwasser benachbart. Alle Grundstücke sind an die zentrale Trinkwasserversorgung angeschlossen, die Hausbrunnen werden für die Entnahme von Bewässerungswasser genutzt. Sie unterliegen nicht der amtlichen Trinkwasserüberwachung. Zur toxikologischen Bewertung wurden dennoch die TrinkwV (2001) oder andere gesundheitliche Trinkwasserleitwerte herangezogen. Die Untersuchung war ein Angebot des Gesundheitsamtes des LKs an die Wohnbevölkerung; die Festlegung der Probenahmepunkte erfolgte im Benehmen mit lokalen Bürgerinitiativen. Die allgemeinen Indikatorparameter pH und Leitfähigkeit bewegen sich im Rahmen der Anforderungen der TrinkwV. Fe und Mn waren in allen Proben geogen bedingt leicht erhöht. Benzol, Benzo(a)pyren und PAH nach TrinkwV unterschritten in den 16 Proben die Grenzwerte der TrinkwV, ihre Konzentrationen lagen zudem unterhalb der Grenzen der analytischen Empfindlichkeit. Bei den untersuchten Metallen Al, Sb, As, Pb, Cd, Cr, Hg, Se und U gab es mit 0,72 mg/L eine einzige Überschreitung des Al-Grenzwertes; die anderen Metallgehalte waren unterhalb der Trinkwassergrenzwerte. Die mittels Non-Target-Screening quantifizierten Stoffe (THM, CS2, Styrol, 2,4-Dimethylphenol, Di-n-octylphthalat, PAH, darunter Fluoranthen) wurden in Konzentrationen ohne gesundheitliche Relevanz gemessen. In 11 Proben wurden weitere 16 Stoffe ausschließlich qualitativ ermittelt und es wird ihr Stoff-Hazard diskutiert. Deren Konzentrationen sind im untersten Spurenbereich um etwa 1 µg/L oder darunter anzunehmen, eine abschließende gesundheitliche Bewertung dieser Stoffe kann erst nach Quantifizierung erfolgen. Unsere Daten zeigen, dass die intensive Erdgasförderung im Umfeld zu keiner gesundheitlich relevanten Belastung des oberflächennahen Grundwassers der untersuchten Hausbrunnen geführt hat.