Gesundheitswesen 2015; 16 - P38
DOI: 10.1055/s-0035-1546940

Naphthalinbelastungen der Raumluft – Ein Beispiel einer misslungenen Sanierung und erfolgreicher Rettungsmaßnahmen

J Hameister 1, G Hauk 2
  • 1Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern, Abteilung Gesundheit, Dezernat Umwelthygiene und Umweltmedizin, Rostock
  • 2Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern, Abteilung Gesundheit, Fachbereich Umweltmedizin und Biomonitoring, Rostock

Raumluftbelastungen mit Naphthalin sind in öffentlichen Altbauten ein häufiges Problem. Seit 2004 gibt es Richtwerte für Naphthalin, 2014 wurden diese aktualisiert und um die Methyl- und Dimethylnaphthaline (Bizyklische Aromaten) erweitert. Ein 5-stöckiger Behördenbau in Plattenbauweise wurde 2011 aufgrund stark erhöhter Naphthalinwerte (bis zu 100 µg/m3) in der Raumluft umfänglich saniert. Dabei wurde die als Sekundärquelle identifizierte Teerpappe entfernt und der Boden neu aufgebaut. Anfang 2014 wurde das Landesamt für Gesundheit und Soziales MV durch den Eigentümer aufgrund Geruchsbeschwerden der Nutzer hinzugezogen. Nach einer Begehung und Bewertung von über 40 Räumen (Geruchsstärke, Hedonik und Akzeptanz) wurde in 8 Räumen eine Raumluftmessung (VOC und Aldehydmessung) durchgeführt. In 2 Räumen war der Richtwert II und in den anderen 6 der Richtwert I für Bizyklische Aromaten überschritten. Es folgten weitere Untersuchungen um die Quelle der Belastungen zu finden. Es stellte sich heraus, dass bei der Sanierung im Jahr 2011 zwar die Teerpappe entfernt wurde, aber die Betonrohdecke nur mit einer einfachen Polyethylenfolie abgedichtet wurde. Auch über die nicht speziell abgedichteten Dehnungsfugen wurde im erhöhten Masse Naphthalin in die Raumluft abgegeben.

Durch verschiedene kleinere bauliche Maßnahmen (Abdichtung des Estrich, spezielle Wandfarbe) konnte die Konzentration der Bizyklischen Aromaten unter den Richtwert I in den beiden am stärksten belasteten Räumen abgesenkt werden. In allen untersuchten Räumen hat die strikte Anwendung der ASR 3.6. mit stündlicher Lüftung für eine deutliche Absenkung (um bis zu 90% auch ohne bauliche Maßnahmen) der Belastungen geführt. Eine weitere regelmäßige Kontrolle der Raumluft ist in den nächsten Jahren geplant.