Gesundheitswesen 2015; 16 - P33
DOI: 10.1055/s-0035-1546934

Sprachscreening – wichtige Etappe auf dem Bildungsweg in Mannheim

R Tunca-Klaiber 1, P Schäfer 2
  • 1Fachbereich Gesundheit der Stadt Mannheim, Mannheim
  • 2Fachbereich Gesundheit der Stadt Mannheim, Abteilungsleiter Kinder- und Jugendärztlicher Dienst, Mannheim

Das Sprachscreening an der Schnittstelle von vorschulischem und schulischem Bereich wurde 2010 in Mannheim erstmals durch den Fachbereich Gesundheit eingesetzt. Es werden alle Kinder, die bei Schritt 1 der Einschulungsuntersuchung (ESU, erfolgt im vorletzten Kindergartenjahr) sprachauffällig waren, um den Zeitpunkt der Einschulung mit einem standardisierten Verfahren untersucht. Bei der Wahl der Methodik profitierte man von den Erfahrungen mit der HASE-Diagnostik (Heidelberger Auditives Screening in der Einschulungsuntersuchung) aus der ESU, so dass HASE auch beim Sprachscreening zum Einsatz kommt. HASE ist ein normiertes, validiertes und zeitökonomisches Screeningverfahren zur Früherkennung von Kindern mit Sprach- bzw. Schriftspracherwerbsstörungen.

Das standardisierte Sprachscreening hat zwei Ziele: zum einen stellt es zu Beginn der Schulzeit den Bedarf noch erforderlicher Sprachfördermaßnahmen fest, zum anderen soll künftig eine einrichtungsbezogene Erfassung und Rückmeldungen an die Tageseinrichtungen bzw. deren Träger zur Wirkung bereits erfolgter Sprachfördermaßnahmen stattfinden. Im Rahmen dieses Sprachscreenings werden in Mannheim jährlich ca. 1000 Kinder untersucht. Die Teilnahmequote der Kinder lag 2013 bei 91,6%. Die Ergebnisse ermöglichen eine Darstellung der sprachlichen Kompetenzen in den drei Kategorien: unauffällig, förderbedürftig und therapiebedürftig. 2013 wiesen 14,1% der Kinder einen sprachlichen Förderbedarf im Screening auf. Im Vergleich der letzten Jahre zeigen die Daten einen kontinuierlichen Rückgang der Anzahl sprachlich förderbedürftiger Kinder. Einen signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse haben der soziale Status und ein eventueller Migrationshintergrund. Die Etablierung eines solchen Sprachscreenings in Mannheim verdeutlicht, wie sich der Öffentliche Gesundheitsdienst auf kommunaler Ebene mit qualitätsfördernden Maßnahmen und Verfahren einbringen kann.