Gesundheitswesen 2015; 16 - P07
DOI: 10.1055/s-0035-1546908

Tuberkulose in der Region Hannover

S Gerdes 1, H Heykes-Uden 2, M Yilmaz 3
  • 1Epidemiologin Fachbereich Gesundheit der Region Hannover, Hannover
  • 2Teamleitung Tuberkuloseberatungsstelle der Region Hannover, Hannover
  • 3Fachbereichsleiter Gesundheit der Region Hannover, Hannover

Tuberkulose, als eine der ältesten bekannten Infektionskrankheiten, ist für Betroffene häufig ein beängstigender Einschnitt in ihr bisheriges Leben. Weltweit sterben zwei bis drei Millionen Menschen im Jahr an Tuberkulose, davon 98% in Entwicklungsländern mit prekären Gesundheitssystemen (WHO, 2013). Damit fordert die Tuberkulose neben HIV und Malaria global gesehen die meisten Todesopfer der meldepflichtigen Infektionskrankheiten. Tuberkulose wird überwiegend von Mensch zu Mensch übertragen und betrifft meistens die Lunge. Die Erkrankung kann sich aber auch in anderen Organen manifestieren oder im schlimmsten Fall generalisieren. Das Verhältnis von infektiöser zu nichtinfektiöser Tuberkulose wird in Deutschland auf etwa vier zu eins geschätzt, d.h. vier von fünf Tuberkulosen sind ansteckend (Tempel et al., 2008). Die Tuberkulose-Beratungsstelle der Region Hannover betreut seit Gründung der Modellregion im Jahr 2001 rund 1,1 Millionen Einwohner, wovon etwa die Hälfte in den teils ländlich geprägten Kommunen um die Landeshauptstadt Hannover lebt. In der gesamten Region gab es im Jahr 2011 5,6 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Die unterschiedliche Einwohnerstruktur in städtischen und ländlichen Gebieten zeigt sich bei getrennter Betrachtung der Neuerkrankungszahlen von Landeshauptstadt und Umlandkommunen. So traten in der Stadt Hannover 7,8 Neuerkrankungen und in den Umlandkommunen 3,5 Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner auf. Besonders in städtischen Gebieten macht die Infektionskrankheit durch Zunahme von Armut, Flüchtlingsströmen, Suchterkrankungen und Erregerresistenzen zunehmend Probleme. Tuberkulose möglichst früh zu erkennen und zu behandeln ist der sicherste Weg mögliche Infektionsketten schnellstmöglich zu unterbrechen. Damit keine resistenten Erreger entstehen, muss eine sachgerechte und vollständige Behandlung gewährleistet werden. Die Gesundheitsämter übernehmen dabei durch die im Infektionsschutzgesetz verankerten Rechte und Pflichten eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Erkrankung (RKI, 2006).

Robert-Koch-Institut, Statistisches Bundesamt. Tuberkulose. Gesundheitsberichterstattung des Bundes; Heft 35, 2006.

Tempel G, Hentschel K, Bencke M. Tuberkulose in der Stadt Bremen. Über neue Entwicklungen eines fast vergessenen Risikos. Gesundheitsamt Bremen, Abteilung Gesundheit und Umwelt, 2008.

World Health Organization (WHO). Global Tuberculosis Report 2013. World Health Organization 2013.