Gesundheitswesen 2015; 16 - P01
DOI: 10.1055/s-0035-1546902

J1-Initiative: „Every hero needs a doctor“ Neuere Ansätze zur Verbesserung der Teilnahme an der Jugendgesundheitsuntersuchung (J1)

U Traub 1, R Schmierer 2, T Kauth 3, T Schönauer 1
  • 1Dezernat Gesundheit und Verbraucherschutz, Landratsamt Ludwigsburg, Ludwigsburg
  • 2Robert-Franck-Schule, Ludwigsburg
  • 3Gemeinschaftspraxis für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, BVKJ, Ludwigsburg

Hintergrund: Nur jeder zweite Jugendliche in Baden-Württemberg geht zur J1, obwohl die J1 im Kinderschutzgesetz des Landes verankert ist. Methode: Um die Teilnahme an der J1 zu verbessern führte das Gesundheitsdezernat (Gesundheitsamt) im Landratsamt Ludwigsburg 2013 in Zusammenarbeit mit der Robert-Franck-Schule Ludwigsburg, der Kreisärzteschaft, dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und weiteren Kooperationspartnern eine Pilotkampagne durch. Unterschiedliche Ansätze wurden gewählt: Elftklässler entwickelten für Siebtklässler einen Slogan und verschiedene Ideen für Flyer sowie für Plakate und einen Kurzfilm. Die Medien wurden anschließend professionell produziert. Alle Siebtklässler bekamen die Flyer in 3D mit 3D-Brillen über ihre Schulen. Zusätzlich wurden alle Kinder- und Hausärzte/-ärztinnen im Landkreis mit Plakaten und Flyern versorgt. Der Film wurde auf YouTube gestellt. Siebtklässler, die zur J1 gingen oder sich zumindest zeitnah um einen entsprechenden Termin bemühten, konnten beim Arzt oder bei der Ärztin einen Feedback-Zettel abstempeln lassen. Ein Klassenwettbewerb welche Klasse die meisten Feedback-Zettel vorlegen konnte, steigerte den Anreiz. Wegen des Andrangs durch die Kampagne im II. Quartal konnten viele Jugendliche erst im III. und IV. Quartal J1-Termine bekommen.

Ergebnisse: Zur Evaluation wurden die Zahlen der J1-Untersuchungen (Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg) in den II. bis IV. Quartalen 2012/13 aus dem Landkreis Ludwigsburg, aus ganz Baden-Württemberg sowie aus dem Vergleichslandkreis Esslingen gegenübergestellt. Die Zahl der J1 Untersuchungen stieg in Ludwigsburg im Vergleich zum Vorjahr im II. Quartal um 23%, im III. um 19% und im IV. um 39% an. In Esslingen lagen die Vergleichszahlen bei +2%, -7% und +10%, in Baden-Württemberg waren die Zahlen sogar rückläufig mit -3%, -4,5% und -16%. Die Teilnahmequote im Ludwigsburg konnte von 57 auf 73% verbessert werden.

Fazit und Ausblick: Der Zugang zu Jugendlichen über Schulen mit pfiffigen Medien in ihrer eigenen Sprache hat die Teilnahme an der J1 im Landkreis Ludwigsburg stark erhöht. Zurzeit wird der Effekt von Schüler-Multiplikatoren getestet. Eine landesweite Ausbreitung der Kampagne ist geplant.