Gesundheitswesen 2015; 16 - V57
DOI: 10.1055/s-0035-1546897

ELIAS – „ElternImpulsAnleitungSprache“

H Frey 1, C Rossel 1
  • 1Gesundheitsamt Wiesbaden, Kinder-, Jugend- und Zahnärztlicher Dienst, Wiesbaden

Schuleingangsuntersuchungen dokumentieren einen konstant hohen Anteil an 5- bis 6-jährigen Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen: ca. 20% aller einzuschulenden Kinder haben behandlungsbedürftige Sprachbefunde. Durch frühzeitige Identifikation von Risikokindern und Intervention mit Ansatz im Elternhaus kann der Anteil der Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen gesenkt und die logopädische Therapiedauer verkürzt werden. Kinder mit verspätetem Sprachbeginn (late talker) können im Alter von 2 Jahren mit Elternfragebögen, die vorrangig den Wortschatz abprüfen, ausreichend zuverlässig erkannt werden. Als Kriterium für einen verzögerten Sprachbeginn gelten ein aktiver Wortschatz von weniger als 50 Wörtern und das Ausbleiben von 2-Wortkombinationen in diesem Alter. Durch gezielte Anleitung von Eltern können Kommunikations- und Sprechfreude des Kindes geweckt und der Wortschatzspurt erleichtert werden. Im Sozialpädiatrischen Zentrum der Universitätsklinik Heidelberg wurde bereits 2003 mit dem „Heidelberger Elterntraining“ eine wirksame Interventionsmöglichkeit entwickelt. „ELIAS“ ist ein im Jahr 2010 auf diesen Grundlagen konzipiertes Kooperationsprojekt zwischen dem Gesundheitsamt Wiesbaden und den niedergelassenen Kinderärzten. Zielgruppe sind in erster Linie sozial- und bildungsbenachteiligte Eltern, die mit dem sehr niedrigschwelligen, kostenfreien Kleingruppenangebot gut erreicht und nicht überfordert werden. Das Elternseminar wird in 2 Impulsberatungsabenden von der Sprachheilbeauftragten der Stadt Wiesbaden und der Heilpädagogin des Gesundheitsamtes durchgeführt. Vermittelt werden nach Klärung der Erwartungen und Bedürfnisse der Eltern Informationen zu günstigen und ungünstigen Verhaltensweisen gegenüber den Kindern und zu unterstützendem Kommunikationsverhalten. Die Eltern erhalten praktische Tipps zur Schaffung einer sprachanregenden Umgebung. Bisher nahmen 65 Eltern bzw. Familienangehörige von betroffenen Kindern an insgesamt 12 Seminarblöcken teil. Eine fragebogenbasierte Rückmeldung erfolgte von 23 Teilnehmern und ergab eine gute Akzeptanz des Impulsangebotes. Vortrag und Poster stellen die Erfahrungen und eine Zwischenauswertung des Projektes dar.