Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0035-1546896
Rolling stones: Ausbrüche und Transmission impfpräventabler Erkrankungen in Asylbewerberunterkünften in Nordrhein-Westfalen
Im Sommer und Herbst 2014 wurden zahlreiche Fälle und Ausbrüche impfpräventabler Erkrankungen in Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber in Nordrhein-Westfalen gemeldet. Ohne genaue Kenntnis des Ursprungs wurden, beginnend mit einer einzelnen Einrichtung im Kreis Siegen-Wittgenstein, im Zeitraum Juli bis September 2014 mindestens 35 Erkrankungsfälle von Masern, Varizellen oder Mumps bekannt. Im Verlauf der Ereignisse waren mindestens sechs sog. Erstaufnahmeeinrichtungen (EAE) oder Zentrale Unterbringungseinrichtungen (ZUE) in verschiedenen Städten und Landkreisen in NRW betroffen. Die erkrankten Personen -oftmals Kinder- hatten bislang keine Impfungen erhalten oder es fehlte eine Impfdokumentation. Die zum Teil sehr begrenzten räumlichen Verhältnisse, die teilweise sehr kurze Aufenthaltszeit in den Einrichtungen und der Transfer von infektiösen, aber noch nicht erkrankten Personen, führte oftmals zum Auftreten von Folgefällen in anderen Einrichtungen bzw. den Verbleiborten der Asylsuchenden. Die betreffenden Gesundheitsämter reagierten mit postexpositionellen Impfungen und ordneten weitere Maßnahmen zum Schutz von Risikopersonen und zur Verhinderung der Weiterverbreitung von Erregern an. Es wurden Transferstopps verhängt um die Transmissionsketten zu unterbrechen. In mindestens zwei Fällen bestätigten Ergebnisse der Genotypisierung jedoch eine direkte Transmission von Masernviren trotz postexpositioneller Impfung. Im Spannungsfeld mit den infektiologisch angezeigten Maßnahmen stand die Dringlichkeit der Unterbringung nachfolgender Asylsuchender in den Aufnahmeeinrichtungen.