Gesundheitswesen 2015; 16 - V46
DOI: 10.1055/s-0035-1546886

Verbesserung der Mundgesundheit von demenziell erkrankten Senioren im Pflegeheim

A Zenthöfer 1, A Hassel 2, P Rammelsberg 2
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Heidelberg
  • 2Uniklinikum Heidelberg, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Heidelberg

Hintergrund und Studienziel: Die Mundgesundheit von pflegebedürftigen und demenziell erkrankten Senioren wird in der Literatur oftmals als verbesserungswürdig beschrieben. Ziel dieser Studie war es, ein Interventionskonzept zur Verbesserung der Mundgesundheit und Prothesenhygiene von pflegebedürftigen und demenziell erkrankten Senioren in Pflegeheimen auf seine Wirksamkeit zu überprüfen. Material und Methode: Das Sozialministerium Baden-Württemberg wählte für diese Studie bundeslandweit 14 repräsentative Pflegeheime aus (acht Interventionsheime/sechs Kontrollheime). 262 Senioren aus diesen Einrichtungen konnten in die Studie aufgenommen werden. Alle Teilnehmer wurden zu Studienbeginn und nach sechs Monaten zahnärztlich untersucht. Dabei wurden der Plaque Control Record (PCR), der Gingival Bleeding Index (GBI), der Periodontal Screening Index (PSI) und der Denture Hygiene Index (DHI) sowie soziodemographische Variablen erhoben. In den Interventionsheimen (178 Studienteilnehmer) wurden gerodontologische Schulungen der Pflegemitarbeiter angeboten und Ultraschallbäder zur Prothesenreinigung eingerichtet. In den Kontrollheimen fand keine Intervention statt (84 Studienteilnehmer). Mithilfe von t-Tests wurden Veränderungen von PCR, GBI, PSI und DHI über den sechsmonatigen Studienzeitraum bei Senioren der Interventions- und Kontrollgruppe verglichen. Mögliche Einflussfaktoren auf Veränderungen dieser Zielvariablen wurden zusätzlich mit linearen Regressionsanalysen überprüft. Ergebnisse: PCR und DHI verbesserten sich in der Interventionsgruppe über den sechsmonatigen Studienzeitraum um 15,6 ± 26,9 bzw. 26,2 ± 28,3% (p < 0,05). Signifikante Verbesserungen von PSI und GBI konnten nicht beobachtet werden. In der Kontrollgruppe zeigten sich weder Verbesserungen der Mundgesundheit, noch der Prothesenhygiene (p > 0,05). Demenziell erkrankte Senioren profitierten gleichermaßen von den Interventionen wie nicht-demenzkranke Senioren. Schlussfolgerung: Schulungen von Pflegemitarbeitern können die Mundgesundheit von pflegebedürftigen und dementen Senioren über einen klinisch relevanten Zeitraum verbessern. Die Einrichtung von Ultraschallbädern zur Prothesenreinigung stellt ein erfolgsversprechendes Konzept zur Verbesserung der Prothesenhygiene von Senioren im Pflegeheim dar.