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DOI: 10.1055/s-0035-1546885
Gibt es eine Chance für Füllungen in Milchzähnen?
In vielen westlichen Ländern hat sich die Mundgesundheit in den letzten Jahrzehnten signifikant verbessert. In Deutschland war z.B. bei den 12-Jährigen ein starker Kariesrückgang zwischen 1994 und 2009 zu registrieren (76,7%), während diese Verbesserung bei den 6- bis 7-Jährigen im Milchgebiss signifikant geringer ausfiel (36,8%). Außerdem wies nahezu die Hälfte der Kinder (46,1%) eine positive Karieserfahrung unter den Schulanfängern auf, und traurigerweise wurde ca. die Hälfte (47,4%) der kariösen Milchzähne nicht mittels einer restaurativen Maßnahme versorgt.
Es existiert Evidenz von retrospektiven Studien, dass die Restaurierung von kariösen Milchzähnen keine signifikanten Vorteile im Vergleich zur Nichtbehandlung bringt (Tickle, 2002; Levine, 2002). Allerdings stellen die Ergebnisse dieser Studien einen Kontrast zu denen vieler anderer klinischer und prospektiver Studien an den Milchmolaren dar, welche zeigen, dass eine Versorgung der kariösen Milchzähne die Wahrscheinlichkeit einer späteren physiologischen Exfoliation erhöht und das Risiko einer oralen Sepsis senkt (Stephenson et al., 2010; Pine et al., 2006). Die aktuelle Evidenz legt nahe, die kariösen Milchzähne zu behandeln, um einen vorzeitigen Zahnverlust mit allen negativen Folgen für die spätere Gebissentwicklung zu vermeiden. Im folgenden Vortrag soll der Frage nachgegangen werden, ob noch eine „Chance für konventionelle Füllungen“ existiert, wobei verschiedene Faktoren zu berücksichtigen sind, wie zum Beispiel die morphologischen Besonderheiten der Milchzähne, die Art der Kavität, die Füllungmaterialien, die Kooperationsbereitschaft des Kindes und seiner Eltern, das Kariesrisiko des Kindes etc. Ferner ist in den Blick zu nehmen, welche wissenschaftliche Evidenz heutzutage hinsichtlich der Notwendigkeit einer kompletten Kariesentfernung vor einer Füllungsplatzierung existiert.