Gesundheitswesen 2015; 16 - V42
DOI: 10.1055/s-0035-1546882

Rückgang der Exposition von Kindern gegenüber Zigarettenrauch in Lebensumwelten nach Einführung der Nichtraucherschutzgesetzgebung in Bayern

S Kolb 1, L Liang 1, L Hendrowarsito 1, U Nennstiel-Ratzel 2, G Bolte 3, C Herr 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie, München
  • 2Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit/Gesundheit/Sachgebietsleitung GBE; Epidemiologie, Sozialmedizin, Oberschleißheim
  • 3Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Sachgebiet Arbeits- und Umweltmedizin/-epidemiologie, München

Hintergrund: In Bayern wurde im Jahr 2008 ein strenges Gesetz zum Nichtraucherschutz erlassen um die unnötige Passivrauchexposition zu reduzieren. U.a. wurde damals jedoch befürchtet, dass durch ein Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen und Gaststätten, die Exposition gegenüber Passivrauch in anderen Lebenswelten zunimmt und davon dann vor allem Kinder betroffen seien. Dies sollte in der vorliegenden Arbeit überprüft werden. Methoden: Zusätzlich zu den Schuleingangsuntersuchungen werden seit 2004 in sechs Gegenden in Bayern Elternbefragungen zur Gesundheit von Einschulungskindern durchgeführt. Bezüglich des Themas „Passivrauch“ liegen Informationen den Erhebungen 2004/05, 2005/06, 2008/09 und 2012/13 vor. Eine Exposition gegenüber Passivrauch wurde u.a. durch die Fragen „Wird in Ihrer Wohnung geraucht“ erfasst. Neben der deskriptiven Analyse wurde eine logistische Regression zur Erfassung eines möglichen Zeittrends durchgeführt. Ergebnisse: Daten von 22944 Kindern konnten in die Auswertung miteinbezogen werden. Die Teilnahmerate schwankte zwischen 78% (2004/05, n = 6350), 73% (2005/06, n = 6206), 61% (2008/09, n = 5336) und 62% (2012/13, n = 5052). Die Zahl an Kindern, die zu Hause gegenüber Passivrauch exponiert war, ging von 14,3% vor Einführung der Nichtraucherschutzgesetzgebung 2004/2005 auf 12,8% direkt danach (2008/2009) bzw. 7,2% (2012/2013) vier Jahre danach zurück (OR 0,511 [0,433 – 0,604]). Auch die Exposition gegenüber Passivrauch in Autos nahm von 9,9% auf 5,2% ab. Schlussfolgerung: Nach Einführung der Nichtrauchergesetzgebung mit Einführung des Rauchverbotes in Gaststätten kam es in Bayern zu einem deutlichen Rückgang der Exposition von Kindern gegenüber Passivrauch sowohl in der häuslichen Umgebung als auch im Auto. Der primär erwartete Anstieg der häuslichen Passivrauchexposition trat somit nicht ein, der beobachtete Rückgang nahm mit zunehmendem Abstand zur Gesetzeseinführung sogar noch zu.