ergopraxis 2015; 8(02): 53
DOI: 10.1055/s-0035-1546331
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Lese-Rechtschreib-Störung – Ein Erfahrungsbericht

Rezensent(en):
DJ Sprenger

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Februar 2015 (online)

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Jakob Sprenger, der eine Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) hat, sowie seine Mutter Dorle, eine Psychotherapeutin, erläutern hier ihre Erfahrungen mit LRS. Sie gehen auf Diagnostik, Vorgehensweise und Auffälligkeiten ein, das Thema Schule reflektieren sie jedoch wenig.

Im ersten Abschnitt vergleichen die Autoren die Entwicklung Jakobs mit Auffälligkeiten anderer Kinder im Kindergartenalter. Sie kommen zu dem Schluss, dass Jakobs Schwierigkeiten beim Farbenlernen und Schleifenbinden an Legasthenie erinnern. Ich halte es jedoch nicht für sinnvoll, bereits im Kindergartenalter von LRS zu reden, da viele Symptome einer allgemeinen Entwicklungsauffälligkeit, nicht aber -Störung entsprechen. Die Autoren erläutern auch das Bielefelder Screening zur Früherkennung von LRS, hinterfragen es aber nicht kritisch. Die Grundschulzeit beschreiben sie einfühlsam, aber wenig detailliert. Sie erwähnen nicht die ICD-Defmition der LRS und gehen auch den Auswirkungen häufiger Schulwechsel nicht kritisch auf den Grund.

Der zweite Abschnitt bietet Informationen zur LRS. Ausgehend von einem dreigliedrigen Modell zur Entwicklung der Lese-Schreibe-Kompetenz listen die Autoren Detailwissen zur Genetik auf, was eher verwirrt. Auf das dreigliedrige Modell gehen sie leider nicht ein. Sie weisen jedoch auf die Bedeutung einer rechtzeitigen Förderung hin. Die Ausführung über die Scham ist tiefenpsychologisch orientiert und informativ.

Das Buch stellt Therapeuten, Pädagogen und Menschen mit LRS ein Einzelschicksal in privilegierter Situation vor. Ich frage mich, ob dieses Schicksal auf andere übertragbar ist?

Günther Sander, Ergotherapeut, Legasthenie- und Dyskalkulietrainer aus Münsingen