Gesundheitswesen 2015; 77(04): e63-e69
DOI: 10.1055/s-0034-1398596
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychosoziale Arbeitsbedingungen und mentale Gesundheit der Babyboomergeneration

Psychosocial Working Conditions and Mental Health Status of the German Babyboomer Generation
S. Tophoven
,
A. Tisch
,
A. Rauch
,
A. Burghardt
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. März 2015 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Die Babyboomer sind die ersten, die dem Arbeitsmarkt bis zum Alter 67 zur Verfügung stehen müssen. Wesentliche Prämisse für einen langen Verbleib im Erwerbsleben ist eine gute Gesundheit. Belegt ist, dass psychosoziale Arbeitsbedingungen in Zusammenhang zur Gesundheit stehen. Immer mehr Beschäftigte berichten von psychosozialen Belastungen bei ihrer Arbeit. Daneben sind psychische Erkrankungen inzwischen der Hauptgrund für den Eintritt in die Erwerbsminderungsrente. Vor diesem Hintergrund betrachtet der vorliegende Beitrag den Zusammenhang zwischen psychosozialen Arbeitsbedingungen und der mentalen Gesundheit exemplarisch für zwei der Babyboomerjahrgänge.

Methodik: Zur Analyse der angenommenen Zusammenhänge werden die Daten der Studie „lidA-leben in der Arbeit. Kohortenstudie zu Gesundheit und Älterwerden in der Arbeit“ herangezogen (N=6 057). Die mentale Gesundheit wird mit der Skala zur mentalen Gesundheit des SF-12 abgebildet. Daneben werden die Einzelitems sowie die Skalen zu quantitativen Anforderungen, Arbeitstempo und Sozialer Unterstützung von Kollegen des Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ) verwendet. Als Kontrollvariablen werden Kohortenzugehörigkeit, Ausbildungsniveau, Stellung im Beruf sowie Partnerschaftsstatus berücksichtigt.

Ergebnisse: Eine multivariate Betrachtung des Zusammenhangs zwischen den quantitativen Anforderungen bei der Arbeit, dem Arbeitstempo und der erfahrenen Hilfe und Unterstützung von Kollegen zeigt jeweils einen signifikanten Zusammenhang zur mentalen Gesundheit. Dabei stehen die steigende Häufigkeit der Anforderung schnell zu arbeiten sowie zunehmende quantitative Anforderungen in einem negativen Zusammenhang zur mentalen Gesundheit. Für die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen zeigt sich hingegen ein positiver Zusammenhang zur mentalen Gesundheit. Diese Beziehungen lassen sich gleichermaßen für Frauen und Männer beobachten.

Schlussfolgerung: Bei der betrachteten Gruppe der Babyboomer, Erwerbstätige an der Schwelle zum höheren Erwerbsalter, zeigt sich deutlich, dass die psychosozialen Arbeitsbedingungen mit der mentalen Gesundheit zusammenhängen. Da die hier betrachtete Personengruppe noch bis zu 18 Jahre im Erwerbsleben stehen wird, bei einem Renteneintritt im Alter von 67 Jahren, sollten nach einer schon erfolgten weitreichenden Verbesserung der physischen Arbeitsbedingungen nun auch psychosoziale Arbeitsbedingungen noch stärker zum Thema des Arbeitsschutzes gemacht werden.

Abstract

Background: The baby boomers are the first to be available to the German labour market up to the age of 67. A crucial premise for a long working life is good health. However, there is evidence that psychosocial working conditions are related to health. More and more employees report psychosocial stress at work. In addition, mental illness has become one of the main reasons for the entry into disability pension. Against this background this study considers the relationship between psychosocial work conditions and mental health exemplarily for two birth cohorts of the German baby boomers.

Methods: For the analysis of the assumed relationships data of the lidA study “lidA – leben in der Arbeit - German Cohort Study on Work, Age and Health” is used (N=6 057). Mental health is assessed by the mental health scale of the SF-12. In addition, the items and the scales quantitative job requirements, work pace and support from colleagues from the Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ) are used. As further control variables cohort affiliation, level of education, occupational status and partnership are considered.

Results: Multivariate analyses of the relations between quantitative job requirements, work pace and the experienced support from colleagues show significant relationship to mental health. The increasing frequency of the requirement to work quickly and increasing quantitative job demands are negatively associated to mental health. However, support of colleagues shows a positive relationship to mental health. These results are similarly observed for women and men.

Conclusion: For the regarded group of the German babyboomers, employees at the threshold to higher working age, it is clearly shown that psychosocial working conditions are related to mental health. Since this group still has to work up to 18 years given a statutory retirement age of 67, psychosocial working conditions should rather be in the focus of occupational safety.

2 Der vorliegende Beitrag knüpft an einen deskriptiven Beitrag zu psychosozialen Arbeitsbelastungen an, der erschienen ist als Burghardt A, Rauch A, Tisch A, Tophoven S. Belastungen am Arbeitsplatz. Wo die Gefahren lauern. IAB-Forum 1/2014: 46-51.


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