Klinische Neurophysiologie 2015; 46(01): 1
DOI: 10.1055/s-0034-1398540
Nachruf
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachruf auf Dr. med. Bernd Bätz (1936–2014)

M. Eikenbusch
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Publikationsdatum:
06. März 2015 (online)

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Dr. med. Bernd Bätz

Herr Dr. med. Bernd Bätz, der langjährige Leiter der Abteilung für EEG am Allgemeinen Krankenhaus Celle (1969–1995), verstarb am 26.5.2014 in Amélie-Les-Bains in Südfrankreich.

Dr. Bernd Bätz wurde am 16.10.1936 in Magdeburg geboren, besuchte in Biederitz bei Magdeburg von 1941–1941 die Volksschule und schloss die Humboldt Oberschule in Magdeburg 1954 mit dem Abitur ab. Die Möglichkeit Medizin zu studieren wurde ihm als Sohn eines Zahnarztes in der DDR verwehrt, sodass er 1955 in die Bundesrepublik flüchtete. Er nahm 1956 das Studium der Medizin an der Philipps- Universität in Marburg auf und schloss dieses 1963 mit dem Staatsexamen ab. Die Medizinalassistentenzeit absolvierte er in der Inneren Medizin in Hamburg-Harburg sowie in der Pädiatrie im Allgemeinen Krankenhaus Celle. Die Dissertation über die Differenzialdiagnose und Klinik schwerer Schwangerschaftsanämien schloss er am 02.02.1965 mit sehr gut ab. Im Allgemeinen Krankenhaus Celle trat er am 01.04.1965 eine Assistenzarztstelle in der Pädiatrie an, eine Neurologische Klinik bestand zu dieser Zeit in Celle noch nicht. Die Kinderklinik versorgte aber eine große Zahl epilepsiekranker Patienten aus den umliegenden Kinderheimen. Um die aufwändigen Transporte nach Hannover zu vermeiden und eine wohnortnahe EEG-Diagnostik zu ermöglichen, wurde Dr. Bätz für ein halbes Jahr in die Städtische Nervenklinik Bremen zu Dr. Weigeldt abgeordnet, um dort das EEG zu erlernen, das er dann im Allgemeinen Krankenhaus Celle unter dem Dach der Kinderklinik etablierte. Eine Versorgung der Epilepsiekranken im Raum Celle war auch im ambulanten Bereich nicht ausreichend möglich, sodass Dr. Bätz nach Erlangung des Facharztes für Kinderheilkunde 1969 zum leitenden Abteilungsarzt einer eigenständigen EEG-Abteilung bestellt wurde, 1971 erfolgte die Ernennung zum Chefarzt der EEG-Abteilung. Im Rahmen der damit möglichen kassenärztlichen Versorgung erwarb sich Dr. Bätz große Reputation im Bereich der Epileptologie weit über Celle hinaus. Krankheitsbedingt schied er zum 31.03.1995 aus der aktiven Tätigkeit aus, die bis dahin eigenständige EEG-Abteilung wurde in die 1982 eingerichtete Neurologische Klinik des AKH integriert.

Seine Tätigkeit war gekennzeichnet durch Präzision im Detail, vor allem technische Neuerungen versuchte er möglichst rasch in den klinischen Alltag zu übertragen. Zu einer Zeit, als an eine Schnittbilddiagnostik noch nicht zu denken war, führte er den A-Scan, später den B-Scan, im AKH Celle ein zur Beurteilung der intrakraniellen Lageverhältnisse, die sonst nur invasiv über die Angiografie oder eine Pneumenzephalografie zu beurteilen waren. Bereits 1993 wurde die EEG-Ableitung und Speicherung auf einer digitalen Anlage nach dem Server-Client Prinzip mit der Fa. Walter realisiert, das Schaubild der in Celle eingerichteten Anlage fand Erwähnung in der 1. Auflage des EEG-Lehrbuchs von Zschocke (Springer Verlag 1995). Erst die digitale Aufzeichungstechnik ermöglichte die mobile 24-Stunden-Langzeit-EEG-Ableitung, die Dr. Bätz als einer der ersten im norddeutschen Raum in Celle einführte, der hier erstellte Lehrfilm über die Anwendung wurde von der Fa. Walter weit verbreitet.

Dr. Bätz engagierte sich federführend in der damaligen Deutschen EEG-Gesellschaft, wirkte an der Erstellung von zahlreichen Richtlinien und Empfehlungen zur EEG-Ableitung mit und war als strenger Prüfer für das EEG-Zertifikat bekannt. Er richtete 1991 erfolgreich die 36. Jahrestagung der damaligen EEG-Gesellschaft in Celle aus.

Im Ruhestand verließ er Celle und zog nach Amélie-Les-Bains, nicht weit von Perpignan in Südfrankreich. Mit seiner Frau unternahm er jedes Jahr von Namibia aus lange und ausgedehnte Reisen im südlichen Afrika, die auf seiner informativen Website zu verfolgen waren. Gemeinsam mit seiner Frau setzte sich Dr. Bätz intensiv für den Schutz der Elefanten im südlichen Afrika ein, über die Reisen drehte er mehrere sehenswerte Tier- und Naturfilme.

Mit Dr. Bätz verliert die Neurophysiologie und Epileptologie einen engagierten und technikbegeisterten Arzt und Lehrer, dem das Wohl der ihm anvertrauten Patienten neben der guten Ausbildung der jungen Kollegen das größte Herzensanliegen war.

Dr. Manfred Eikenbusch, Celle