Pneumologie 2015; 69 - A6
DOI: 10.1055/s-0034-1396575

Erfolgreiche Entwöhnung durch Netzwerkarbeit in der ambulanten außerklinischen Intensivpflege

K Günther 1, M Siegel 1, A Franke 1, C Bauer 2, 3, C Franke 2, 3
  • 1FAZMED GMBH, Pflegedienst für außerklinische Intensivpflege, Sonneberg
  • 2Facharztzentrum Sonneberg-Coburg üBAG, Sonneberg-Coburg
  • 3Abteilung Pneumologie/Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, MEDINOS Lungenzentrum, Sonneberg

Einleitung:

Die ambulante außerklinische Intensivpflege stellt – bei hohem qualitativen Anspruch an die Erreichung einer optimalen Versorgung – eine immense Herausforderung dar. Sie wird zu oft als Endstation im Sinne einer rein palliativen Versorgungsnotwendigkeit nach frustranen Weaning- oder Rehabilitationsversuchen betrachtet. Prognoseverbessernde Ziele werden selten angestrebt. Viele Fälle bergen jedoch enorme Möglichkeiten einer Zustandsverbesserung und Kostenersparnis.

Fallbeschreibung:

37-jährige Patientin, ethyltoxische Encephalo- und Polyneuropathie (Mb. Korsakow), 2/2012, kardioresp. Insuffizienz. TAA, Reanimation, Langzeitbeatmung, PEG. 3/12 Komplikation während Reha mit Asystolie, erneuter Reanimation, PM-Implantation. 2,5 Monate nur teilw. erfolgr. Rehabilitation, prognostisch wurde keine weitere Verbesserung erwartet, seit 6/12 außerklinische Intensivpflege mit 24-stündiger täglicher Überwachung, ärztliche Festlegung von Behandlungs-, aktivierender Pflege und Vereinbarung von Therapiezielen. Umsetzung durch die Pflegefachkräfte der außerklinischen Intensivpflege und ambulante Netzwerkpartner. 6/2014 dekanüliert, nicht beatmet, keine PEG, trockene Alkoholikerin, betreutes Wohnen, geringe Hilfe.

Zusammenfassung:

Es wird berichtet über eine 37-jährige Patientin, die dank einer multiprofessionellen, netzwerkartigen Versorgung durch ambulante Leistungserbringer unter Koordination des Intensivpflegedienstes, schlussendlich dekanüliert werden konnte und in einen selbstbestimmten und kaum medizinische Unterstützung benötigenden Allgemeinzustand versetzt werden konnte.

Schlussfolgerung:

Außerklinisch intensivpflegebedürftige Patienten – auch mit initial schlechter Prognose – können durch netzwerkartige, multiprofessionelle Versorgung sehr gute Langzeitergebnisse vorweisen, ihnen tlw. ihr selbstbestimmtes Leben zurückgeben und potentiell personelle, technische und finanzielle Ressourcen schonen. Die von den Kostenträgern angestrebte Senkung der Kosten in diesem Bereich wird perspektivisch zu Qualitätseinbußen führen und derartige Erfolge unmöglich machen. Vielmehr ist zu fordern, dass Versorgung und Kostenzusagen bei diesen Patienten nur unter der Voraussetzung nachgewiesener netzwerkartiger und multiprofessioneller Struktur mit vergleichbaren Qualitätsanforderungen erfolgten.