Pneumologie 2015; 69 - A5
DOI: 10.1055/s-0034-1396574

Thoraxfenster – letzte Chance?

D Balke 1, A Rolle 1
  • 1Fachkrankenhaus Coswig, Coswig

Einleitung:

Ubi pus ibi evacua – die offene Wundbehandlung ist eines der ältesten Therapieprinzipien von Infektionen. Im Bereich der Thoraxchirurgie ist seit über 300 Jahren die Thoraxfensterung etabliert.

Unter der Fülle der neuen auch minimal-invasiven Verfahren ist diese Technik mehr und mehr in Vergessenheit geraten.

Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit einer extremen Zunahme älterer, multimorbider und auch bettlägeriger Patienten wollen wir zeigen, dass dieses Verfahren in der Hand des erfahrenen Chirurgen eine einfache und risikoarme Sanierung des septischen Herdes bietet.

Methoden:

In den letzten 4 Jahren war bei 11 unserer Patienten die Anlage eines Thoraxfensters notwendig, bei 4 war dies passager und konnte noch im gleichen Aufenthalt verschlossen werden. Bei 2 Patienten wurde das Fenster mit einer intrathorakalen VAC Therapie verbunden. Von den 11 Patienten litten 9 an unspezifischen Pleuraempyemen, davon waren 7 parapneumonisch, 2 entstanden postoperativ infolge langer Drainagebehandlung bei prolongierter Fistelung und 2 Patienten litten an Lungengangrän, einer davon beidseitig.

Die Patienten hatten ein Durchschnittsalter von 64 Jahren (46 bis 81Jahre, 9 Männer, 2 Frauen). Von den 4 jüngeren Patienten litt eine an einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung, 2 litten an einer Lungengangrän infolge schwerer ambulant erworbener Pneumonie und der Vierte hatte eine schwere Leberzirrhose infolge langjährigen Alkoholabusus.

Bei den 7 älteren Patienten wurde aufgrund des eingeschränkten AZ und KZ mit stark eingeschränkter funktioneller Operabilität versucht, über videoassistierte Drainageanlagen die Empyeme auszuheilen. Im weiteren Verlauf traten allerdings Rezidive auf, so dass wir die Indikation zur Anlage eines Thoraxfensters stellten, um die Empyeme zur Heilung zu bringen.

Die durchschnittliche OP Dauer zur Teilresektion von 2 Rippen über der Empyemhöhle (variabel 6. – 9. Rippe dorsolateral) war 45 min ohne spezifische Komplikationen oder Letalität.

Ergebnisse:

9 Patienten konnten in einem deutlich gebesserten AZ mit täglicher ambulanter Wundversorgung nach Hause entlassen werden, bei 4 Patienten wurde das Fenster mit einer Muskelplastik verschlossen. Ein Patient wurde 4 Tage nach dem Eingriff zurück in die einweisende Klinik verlegt, ein weiterer erlitt 4 Wochen nach dem Verschluss einen Apoplex.

Im weiteren Verlauf erlag ein Patient seiner malignen Grundkrankheit, aber 1 Patientin im Endstadium ihrer Krebserkrankung erhielt unmittelbar nach der Entlassung mehrere Zyklen Chemotherapie und lebt mit guter Lebensqualität.

Diskussion:

Die Thoraxfensterung wird als letzte Maßnahme bei der chronisch fixierten Empyemhöhle in der Regel akzeptiert.

Aufgrund der sehr schweren Verläufe seltener Lungengangräne und der hohen Rezidivgefahr nach minimal-invasiven Eingriffen bei multimorbiden älteren Patienten empfehlen wir die häufigere und frühzeitigere Indikation zu dieser effektiven und komplikationsarmen offenen Wundbehandlung.