Klin Monbl Augenheilkd 2014; 231 - KV27
DOI: 10.1055/s-0034-1396478

Rezidive nach Protonentherapie, wo liegen die Risikofaktoren?

I Seibel 1, D Cordini 1, 2, M Rehak 1, A Hager 1, AI Riechardt 1, J Heufelder 1, 2, J Gollrad 3, AM Joussen 1
  • 1Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Benjamin Franklin
  • 2Berlin – BerlinProtonen – Kompetenzzentrum für Augentumore, Charité-Universitätsmedizin
  • 3Berlin – Klinik für Radioonkologie, Charité Campus Benjamin Franklin

Einleitung: Die Protonentherapie hat eine lokale Tumorkontrolle von 98% beim Aderhautmelanom erreicht. Die verbleibenden 2% sind die Gruppe, mit der sich die folgende Auswertung beschäftigt.

Methoden: Es wurden alle Patienten eingeschlossen, die bis Dezember 2012 ein lokales Rezidiv nach Protonentherapie beim Aderhautmelanom entwickelt haben.

Ergebnisse: Es fanden sich 38 Patienten (21 Frauen, 17 Männer), die zwischen 1998 und 2010 mit Protonen (4 × 15 CGE = 60 CGE) therapiert wurden und nach einer medianen Zeit von 12,6 Monaten (1,3–88,7 Monaten) ein lokales Rezidiv entwickelten. Die primären Aderhautmelanome waren in 7 Fällen als T1a, in 18 Fällen als T2a, in 12 Fällen als T3a und in 1 Fall als T4a klassifiziert. Alle Tumore lagen am hinteren Pol. Eine direkte oder angrenzende Beteiligung der Makula gab es bei 12 Patienten, der Papille bei 8 Patienten oder beidem bei 7 Patienten. 11 Patienten zeigten keine direkte Beteiligung der sensiblen Strukturen. Die lokalen Rezidive wuchsen bei 28 Patienten vom Randbereich ausgehend, bei 10 Patienten ohne einen direkten Zusammenhang zum Primärtumor. Therapie bei lokalem Rezidiv: 17 Enukleationes, 8 TTTs davon in 7/8 gute Kontrolle bei 1/8 dennoch Enukleatio notwendig, 8 Ruthenium-Applikatoren, 5 Re-Protonentherapien, 1 Patient wurde nicht weiter behandelt bei fortgeschrittenen Lebermetastasen. Zusammenfassung: Protonen sind eine sehr zuverlässige Therapieoption. Durch die Möglichkeit der sehr gezielten Therapie darf dennoch die Bestrahlungsplanung nicht zu eng gefasst werden, um ggf. sensible Strukturen zu schonen. Einen weiteren Risikofaktor stellen versprengte Pigmentierungen dar, die sich im Verlauf ggf. als aktive Tumorzellen erweisen und, falls außerhalb des Bestrahlungsareals liegend, wachsen können. Randrezidive sind flach und können bei Erreichbarkeit sehr gut mittels TTT behandelt und kontrolliert werden. Auch die Brachytherapie und erneute Protonentherapie bieten eine gute Tumor-Kontrolle, wobei im Falle eines Rezidivs die Enukleatio oft die Therapie der Wahl bleibt.