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DOI: 10.1055/s-0034-1396469
Schielbehandlung bei endokriner Orbitopathie
Hintergrund: Die endokrine Orbitopathie (EO) ist eine entzündliche Erkrankung der Augenhöhle mit einer Inzidenz von etwa 1:1000. Meist mit einer Überfunktion der Schilddrüse assoziiert, kommt die EO auch bei Normal- und Unterfunktion vor.
Der M. rectus inferior der M. rectus medialis sind die am häufigsten betroffenen Augenmuskeln, doch können selten auch die schrägen betroffen sein.
Methoden: Verschiedene chirurgische Methoden zur Behandlung eines Schielens bei EO werden vorgestellt. Zwei Ziele stehen im Vordergrund: 1) Erreichen einer Parallelstellung, 2) Verbesserung der Motilität. Wir untersuchten zudem in einer retrospektiven Fallserie unsere Ergebnisse mit M. obliquus inferior Rücklagerung bei Pseudostrabismus sursoadductorius im Rahmen der EO.
Ergebnisse: Die Therapie des Schielens bei EO ist zunächst konservativ (Behandlung der Grunderkrankung, anti-inflammatorische Therapie). Bei schwereren Fällen steht die systemische – insbesondere die intravenöse – Therapie mit Kortikosteroiden im Vordergrund. Für Biologika (wie Infliximab und Rituximab) konnte bisher keine verlässliche Wirksamkeit nachgewiesen werden, bei z.T. dramatischen Nebenwirkungen. Optische Behandlungen (z.B. Prismen) können bei Doppelbildern helfen. Die Schielbehandlung ist zumeist chirurgisch. Als Operationen sind verschiedene Verfahren (Rücklagerung, Sehnenverlängerung) beschrieben. Bei komplexen Fällen sind oft mehrere Operationen notwendig, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen. Horizontales Schielen lässt sich leichter korrigieren als vertikales, hier kommt es postoperativ aufgrund der zyklorotatorischen Funktion der vertikalen Muskeln z.T. zu verkippten Doppelbildern. Bei Pseudostrabismus sursoadductorius im Rahmen einer EO kann eine einseitige Rücklagerung des M. obliquus inferior durchgeführt werden. Wir fanden eine Reduktion des vertikale Schielwinkels von 9,8 ± 2,9 (Mittel ± Standardabweichung) Prismendioptrien (PD) auf 1,3 ± 1,5 PD im Geradeausblick. Postoperativ fand sich bei keinem Patienten ein manifestes Höhenschielen mehr.
Schlussfolgerungen: Schielen bei EO ist oft komplex und inkomitant. Die chirurgische Behandlung muss individuell geplant werden. Sie sollte erst durchgeführt werden, wenn keine aktive Entzündung mehr vorliegt. Die Rücklagerung des M. obliquus inferior als Folgeoperation ist eine wirksame Operation in der Behandlung des Pseudostrabismus sursoadductorius bei EO.