Klin Monbl Augenheilkd 2014; 231 - KV08
DOI: 10.1055/s-0034-1396457

Antisepsis und antimikrobielle Vorgehensweise bei Katarakteingriffen: Ergebnisse einer europaweiten Erhebung

U Pleyer 1 für die European Observatory Study Group: , A Behndig 2, B Cochener-Lamard 3, JL Güell 4, R Nuijts 5, MJ Tassignon 6, R Mencucci 7, P Rosen 8
  • 1Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum
  • 2Umea/S – Department of Clinical Sciences, Umea University
  • 3Brest/F – Service d'ophtalmologie, CHRU de Brest – Hôpital Morvan
  • 4Barcelona/E – Instituto de Microcirugía Ocular (IMO), Universitat Autónoma de Barcelona
  • 5Maastricht/NL – Department of Ophthalmology, Academic Hospital Maastricht
  • 6Edegem/B – Dienst Oogheelkunde, Universitair Ziekenhuis Antwerpen
  • 7Florenz/I – Dept. of Oto-Neuro-Ophthalmol.Surgical Sciences, Eye Clinic, University of Florence
  • 8Oxford/GB – Radcliffe Infirmary, Oxford Eye Hospital

Hintergrund: Die Endophthalmitis ist eine seltene, jedoch schwerwiegende Komplikation nach Kataraktextraktion. Bemühungen die Risiken zu minimieren sind daher angezeigt. Seit 2012 besteht eine „European Observatory Study Group“, die sich zum Ziel setzte „practice pattern“ im zeitlichen Verlauf zu beobachten und im internationalen Vergleich darzustellen.

Methoden: 490 Ophthalmochirurgen aus 9 europäischen Staaten wurden durch ein unabhängiges Institut (Stethos, Sèvres, France, Mai – Juli 2014) zur Vorgehensweise bei Katarakteingriffen befragt. Grundvoraussetzungen der Teilnahme waren > 5 Jahre chirurgische Praxis sowie > 150 Katarakteingriffe/Jahr. In einer standardisierten Erhebung wurden 37 Fragen u.a. zu chirurgischem Vorgehen und prä-, peri- sowie postoperativen Maßnahmen der Infektionsprophylaxe gestellt.

Ergebnisse: Von 490 befragten Operateuren wurden ca. 255.000 Katarakteingriffe/Jahr durchgeführt. Der überwiegende Teil der Chirurgen wies eine Tätigkeitsdauer von ca. 17 Jahren mit durchschnittlich 520 Eingriffen/Jahr auf. Bezgl. der perioperativen, anti-mikrobiellen und antientzündlichen Maßnahmen stellen sich erhebliche Unterschiede dar. Während bereits präoperativ in NL und Italien (je 52%) sowie Spanien (38%) topische Antibiotika appliziert werden, erfolgt dies in Schweden (0) und UK (3%) praktisch nicht. Die präoperative Antisepsis wird dagegen international vergleichbar (mit PVP-Jod) von 88–100% der Chirurgen durchgeführt (Schweden = 73% mit Chlorhexidin). Intrakamerale Antibiotika werden in allen Ländern deutlich zunehmend, v.a. in Schweden (100%), Spanien (94%), Frankreich (85%) und Belgien (83%) verwendet – in NL (55%) und Deutschland (43%) deutlich seltener. Während in Schweden keinerlei postoperative Antibiose erfolgt, sind in allen anderen Ländern Fixkombinationen (Steroid/Antibiotikum) oder Antibiotika in verschiedenen Kombinationen „Standard“.

Schlussfolgerungen: Die perioperativen Maßnahmen bei Kataraktextraktion weisen eine erhebliche Variabilität auf. Eine Bewertung und Korrelation der unterschiedlichen Praktiken zur Endophthalmitisprophylaxe ist in den meisten Ländern durch fehlende Erhebung der Infektionskomplikationen schwierig. Einzig Schweden weist mit einem konsequenten Präventionsstandard und Melderegister eine bemerkenswerte Ausnahme dar.