neuroreha 2014; 06(04): 150-152
DOI: 10.1055/s-0034-1396108
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Internationale Studienergebnisse

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Dezember 2014 (online)

Schlafforschung

Nicht invasiver transkranieller Wechselstrom verhindert Albträume

Ein minimal intensiver und nicht invasiver Wechselstrom – appliziert an bestimmten Stellen des Kopfes – kann Albträume vermeiden bzw. verringern. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse der Gruppe um Ursula Voss aus der Abteilung Psychologie der Universität Frankfurt/Main in Nature Neuroscience.

Die Schlafforscher untersuchten Gesunde, 15 Frauen und 12 Männer im Alter von 18–26 Jahren für vier Nächte im Schlaflabor. Über Elektroden wurden die Schlafphasen der Probanden gemessen und überwacht.

Kurz nach Beginn einer wichtigen Traumphase, der REM-Schlaf-Phase, wurde ein Wechselstrom (transkranielle Wechselstrom-Stimulation, tACS) an der Stirn und Umgebung der Teilnehmer appliziert. Ziel war es, mithilfe des Stromes den frontotemporalen Kortex zu beeinflussen. Dieser Bereich des Gehirns soll mit der Traumentstehung zu tun haben. Insbesondere bei sogenannten Klarträumen sind bestimmte Teile des Frontalhirns im Schlaf aktiver als sonst. In Klarträumen sind sich Schlafende bewusst, dass geträumt wird, und es kann in die Traumhandlung eingegriffen werden. Äußerst praktisch gerade bei Albträumen – nur: Keiner der Probanden hatte zuvor über Klarträume berichtet.

Durch die leichten Stromimpulse ließen sich lebhafte Traumerlebnisse herbeiführen und die unmittelbar nach Stimulation geweckten Probanden berichteten, zunehmend Kontrolle über den Verlauf der Träume zu haben – typisch für Klarträume.

Allerdings war nach Aussagen der Forscher der Wechselstrom lediglich bei bestimmten Frequenzen wie 25 Hertz und noch besser bei 40 Hertz wirkungsvoll. Bei Wechselstromfrequenzen mit 2, 6, 12, 60 bzw. 100 Hertz fand man genauso wie bei Placebostimulation keinen Einfluss auf das Träumen der Probanden.

Die Untersucher raten freilich von Selbstversuchen ab, letztlich wird es aber nur eine Frage der Zeit sein, bis bestimmte Geräte zur Schlafbeeinflussung auf dem Markt erscheinen.

Fazit: Nicht invasiver transkranieller Wechselstrom scheint eine neue, innovative und vielleicht hilfreiche Methode gegen Albträume und posttraumatische Stresssymptome zu sein. jm

Nat Neurosci 2014; 17(6): 810–812