Krankenhaushygiene up2date 2014; 09(04): 233-253
DOI: 10.1055/s-0034-1391136
Hygienemaßnahmen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Maßnahmen zum Schutz vor kontaktübertragenen Virusinfektionen

Alexandra Heininger
,
Uwe Frank
,
Paul Schnitzler
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Publication Date:
08 January 2015 (online)

Kernaussagen

Rationale Maßnahmen zur Prävention der Übertragung von Virusinfektionen orientieren sich daran, welche Personengruppen das Virus verbreiten, wer durch das Virus besonderer Gefährdung ausgesetzt wird, über welche Körperflüssigkeiten das Virus ausgeschieden wird und auf welchem Weg es den Wirt erreicht.

Für die Prävention kontaktübertragener Virusinfektionen gelten die Standardvorkehrungen („Standard Precautions“) der Hygiene; an erster Stelle steht die Händehygiene.

Patienten mit Virusinfektionen sollen intensiv über die Bedeutung der Händehygiene zum Schutz ihrer Mitpatienten aufgeklärt werden.

Räumliche Isolationsmaßnahmen sind mehrheitlich nicht indiziert; die Ausnahmen sind: Norovirus-Infektionen, HAV (sofern stationär behandelt), Polio und Keratoconjunctivitis epidemica.

Hygienemaßnahmen zum Schutz vor blutübertragenen Virusinfektionen sind ebenfalls im Sinne der Standardvorkehrungen beim Umgang mit jedem Patienten angezeigt. Dazu gehören:

  • Händehygiene

  • Tragen von Schutzausrüstung (Handschuhen, Schutzkittel und ggf. Schutzbrille) bei allen Maßnahmen, die Kontakt mit infektiösem Material erwarten lassen

  • strikte Einhaltung der Vorkehrungen gegen Nadelstichverletzungen

Eine Schutzimpfung der Klinikmitarbeiter gegen HBV ist eine Basisvoraussetzung für patientennahe Tätigkeiten; Impfschutz gegen HAV und Polio ist indiziert bei exponierten Tätigkeiten, z. B. in der Pädiatrie oder im Labor.

Bei Fällen von HAV oder Polio ist die schnelle Erfassung des Impfstatus der engen Kontaktpersonen und ggf. eine rasche Schutzimpfung elementar, um Übertragungen zu vermeiden.

CMV- und HSV-Infektionen persistieren lebenslang in einer infizierten Person und können auch von symptomfreien Trägern intermittierend ausgeschieden werden.

Kongenitale Infektionen durch CMV können schwerwiegende Folgen haben; das Risiko ist deutlich zu senken durch Abschirmung Schwangerer vor den häufig hoch CMV-haltigen Sekreten von Kleinkindern und Gebärenden.

Das Risiko einer Mutter-Kind-Übertragung von HBV- und HIV ist hoch; daher ist die Impfung des Kindes innerhalb der ersten Stunden nach der Geburt bzw. die antiretrovirale Medikation des Kindes indiziert.

Schutz-, Isolations- und Desinfektionsmaßnahmen gegen Norovirus-Infektionen und Keratoconjunctivitis epidemica sollen wegen der hohen Kontagiosität dieser Viren schon im Verdachtsfall gestartet werden.