Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2014; 24 - A44
DOI: 10.1055/s-0034-1389692

Verbesserung der Sicherheit und Effizienz von Physikalischer Therapie durch eine strukturierte ärztliche Eingangsuntersuchung

E Mur 1, G Cerna 2, J Gerum 1
  • 1Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Universitätsklinikum Innsbruck sowie Institut für Orthopädische Physiotherapie, UMIT, Hall in Tirol, Innsbruck
  • 2Physikalische Medizin, Landeskrakenhaus Hall, Hall in Tirol

Hintergrund: Für eine effiziente Durchführung von physikalischen Therapiemaßnahmen ist eine optimale Verordnung von essentieller Bedeutung.

Zielsetzung: In der vorliegenden Studie wurde in einem Regionalkrankenhaus retrospektiv untersucht, inwieweit die von extern angeforderte physikalische Therapie durch den Einsatz eines schriftlichen Anamnesebogens und eine die Verordnung des Zuweisers ergänzende strukturierte Eingangsuntersuchung eine Qualitätsverbesserung erreicht werden kann.

Methoden: Während eines Zeitraums von 12 Monaten wurden an der Einrichtung für Physikalische Medizin und Rehabilitation im Landeskrankenhaus Hall in Tirol 344 Patienten (Alter 51,5 ± 16,7 Jahre; 220 Frauen, 124 Männer) einer Eingangsuntersuchung zugeführt. Für die Therapieplanung wurden neben den vom Zuweiser zur Verfügung gestellten Informationen auch ein vom Patienten ausgefüllter Anamnesebogen sowie das Ergebnis der Befunderhebung einer in der Verordnung von physikalischen Therapiemaßnahmen erfahrenen Ärztin herangezogen.

Ergebnis: Die meisten Patienten wurden wegen Beschwerden von Seiten der Wirbelsäule sowie arthrotischer Veränderungen der peripheren Gelenke zugewiesen. Bei der Eingangsuntersuchung ergab sich in 41,3% der Fälle eine Änderung hinsichtlich der diagnostischen Zuordnung, insbesondere im Sinne einer Präzisierung der betroffenen Region sowie in geringerem Ausmaß auch weil sich eine andere Erkrankung als führend präsentierte. Bei der Erhebung der Risikofaktoren und möglicher Kontraindikationen zeigte sich, dass 146 und somit 42,4% der Patienten zumindest eine der abgefragten Erkrankungen mit besonderer Relevanz für die Durchführung von Physiotherapie aufwiesen. Darunter wurde die arterielle Hypertonie mit 26,2% am häufigsten erfasst. 14% der Patienten hatten ein Metallimplantat, 11,4% waren mit Medikamenten zur Antikoagulation versorgt. Aufgrund der bei der Eingangsuntersuchung erhobenen zusätzlichen Informationen wurde die primär verordnete Therapie in 80,7% der Fälle entsprechend adaptiert, um ein optimales Ergebnis für den Patienten zu erreichen.

Schlussfolgerung: Obwohl es allgemeine Zustimmung findet, dass bei der physikalischen Therapie einer genauen Erfassung der Beschwerden des Patienten sowie vorliegender Risikofaktoren und Kontraindikationen große Bedeutung zukommt, wird dies in der klinischen Praxis, vor allem im niedergelassenen Bereich – vielfach wohl aus Zeitmangel – oftmals nicht im nötigen Umfang vorgenommen. Dies zeigte sich auch in der vorliegenden Untersuchung, in der durch eine die Zuweisung ergänzende Eingangsuntersuchung die diagnostische Zuordnung der Beschwerden des Patienten, wie auch die Kenntnislage von Risikofaktoren für die Behandlung wesentlich verbessert werden konnte. Durch eine derartige vertiefende Untersuchung kann somit die Effizienz und Sicherheit der physikalischen Therapie wesentlich verbessert werden.