Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2014; 24 - A11
DOI: 10.1055/s-0034-1389659

Diätologie und Ernährungstherapie bei onkologischen Patienten

E Hütterer 1
  • 1Med. Uni Wien, Innere Med. I, Onkologie 6i, Wien

Aus ernährungsphysiologischer Sicht muss grundsätzlich zwischen Prävention und individueller Therapie bei bestehender Erkrankung unterschieden werden. Während zur Prävention eine klassische gesunde Mischkost mit viel Gemüse und Obst empfohlen wird, haben mangelernährte Erkrankte völlig andere Ernährungsbedürfnisse. Da der ungewollte Gewichtsverlust immer die Prognose verschlechtert, stellt er die größte Herausforderung dar.

Gegen die Sarkopenie, den typischen Muskelschwund, benötigen Betroffene, neben einer individuell abgestimmten Trainingstherapie, möglichst frühzeitig eine vermehrte Proteinaufnahme, v.a. Leucin, sowie eine ausreichende Energie- und Mikronährstoffzufuhr.

Die onkologische Ernährungstherapie berücksichtigt situationsbezogen folgende Kriterien:

  • Diagnosen, Therapien,

  • Größe, aktuelles Gewicht, Gewichtsveränderungen,

  • individuelle Ernährungsprobleme wie Schmerzen, Appetitlosigkeit, Geruchs- sowie Geschmacksveränderungen, Kau- und Schluckstörungen, Obstruktionen im Gastrointestinaltrakt, Übelkeit/Erbrechen, Völlegefühl, Blähungen, Verstopfung, Durchfälle, Ängsten, Verunsicherungen,

  • tatsächliche Nahrungsaufnahme,

  • personenbezogene Wünsche bzw. Aversionen,

  • sozialen Background sowie

  • ethische Überlegungen.

Anhand dieser diätologischen Anamnese werden gemeinsam mit den Betroffenen und Angehörigen individuelle Ziele formuliert und in die Praxis umgesetzt.

Bis heute gibt es für die Wirkung einer so genannten „Antikrebsdiät“ keinen wissenschaftlichen Beweis. Deshalb sollten Kostformen, die zu einer Mangelernährung führen können, vermieden werden.

Zusammenfassende Ziele der Ernährungstherapie sind die Verbesserung des Ernährungszustands, Stärkung des Immunsystems, Steigerung der Lebensqualität, Förderung der Therapieverträglichkeit, Reduktion der Krankenhausaufenthalte sowie Senkung der Kosten. Patienten benötigen dafür allerdings eine rechtzeitige sowie kontinuierliche Betreuung.