Zielsetzung:
Vorhofflimmern (VHF) und Schmerzen sind häufige postoperative Komplikationen nach Thorakotomie. Magnesium wird wegen seiner Membran stabilisierenden und N-Methyl-D-Aspartat antagonistischen Wirkung auch als Antiarrhythmikum und Ko-Analgetikum eingesetzt. In einer Anwendungsbeobachtung wurde der Einfluss einer adjuvanten perioperativen Magnesiumgabe auf die Inzidenz von postoperativem VHF und den postoperativen Schmerzverlauf untersucht.
Methodik:
Die Kontrollgruppe (K) erhielt eine total intravenöse Anästhesie (TIVA) mit Propofol, Remifentanil und Atracurium.
Die Verumgruppe (M) erhielt zusätzlich zur TIVA Magnesium: Bolus 0,16 mmol/kgKG über 10 min nach Narkoseeinleitung und anschließend kontinuierlich 0,04 mmol/kgKG/h für 24h).
Die Erfassung des Vorhofflimmerns erfolgte durch Monitorüberwachung für 24 Stunden postoperativ, sowie eines 12-Kanal-EKG am 1., 3. und 7. postoperativen Tag sowie bei neu aufgetretenem VHF.
Die Erfassung des Schmerzscores erfolgte täglich anhand einer numerischen Analogskala (NAS) bis zum 8. postoperativen Tag. Zur Erfassung des Post-Thorakotomieschmerzes (neuropathischer Schmerz) wurde am 3. und 7. Tag sowie 1 und 3 Monate nach OP zusätzlich zum NAS der LANSS Score (Leeds Assessment of Neuropathic Symptoms and Signs) erhoben.
Ergebnis:
Bis zum 3. postoperativen Tag zeigte sich kein signifikanter Unterschied im Auftreten eines VHF. Am 7. postoperativen Tag hatten die Patienten in der K-Gruppe signifikant häufiger VHF als Patienten in der M-Gruppe (13 (26%) vs. 2 (4%) p = 0,01).
Der postoperativer Opiatbedarf war in der Kontrollgruppe erhöht, ab dem 5. Tag signifikant (p < 0,05). Der NAS Score war in der Magnesiumgruppe in den ersten 8 postoperativen Tagen signifikant niedriger (p < 0,05). Es waren an diesen Tagen auch signifikant mehr Patienten in der Magnesiumgruppe schmerzfrei (NAS = 0) (p < 0,05).
Nach einem Monat hatten 7 (14,3%) Patienten in der Kontrollgruppe vs. 1 (2,1%) in der Magnesiumgruppe neuropathische Schmerzen (p = 0,031). Nach 3 Monaten hatten nur Patienten der Kontrollgruppe neuropathische Schmerzen 6 (12,2%) (p = 0,022).
Schlussfolgerung:
Die intraoperative adjuvante Magnesiumgabe hat einen protektiven Effekt auf das Auftreten von postoperativem VHF. Vor allem nachweisbar war dies bei Patienten ohne Vormedikation mit ß-Blockern oder Ca-Antagonisten.
Ferne konnte ein signifikanter analgetischer Effekt gezeigt werden. Dieser zeigte sich nicht nur in der akuten Phase, sondern auch für den chronischen Post-Thorakotomieschmerz bis zu drei Monaten nach Operation.