Zentralbl Chir 2014; 139 - FV_1_5
DOI: 10.1055/s-0034-1389287

Thoraxtrauma Management und Analyse der Risikofaktoren für Morbidität und Mortalität

M Beshay 1, A Gries 1, H-W Kottkamp 1, F Bach 1, F Mertzlufft 1, D Branscheid 1
  • 1Ev. Krankenhaus Bielefeld

Zielsetzung:

Das Thoraxtrauma (TT) ist die häufigste und risikoführende Verletzung beim Politraumapatienten. Zweck dieser Studie ist es Risikofaktoren in einem „high volume trauma center“ hinsichtlich der Ergebnisse zu analysieren.

Methode:

Über einen Zeitraum von 10 Jahren wurden Daten aller Patienten mit TT prospektiv (Deutsches Traumaregister, DTR) und in der Zusammensicht retrospektiv analysiert: Transportes, Verletzungsmuster, Verletzungsschweregradsscore (ISS), Thoraxverletzungsskala (AIS-Thoracic), Intubationsort, Schockraumprozeduren, Notfallthorakotomie, chirurgische Prozeduren, ICU und Krankenhaus-Aufenthaltsdauer, Komplikationen, Überleben sowie Case Mix Index (CMI)-Relevanz. 2 Gruppen wurden gebildet und verglichen: Gruppe I (01.2003 – 12.2007) ohne, Gruppe II (01.2008 – 12.2012) mit thoraxchirurgischer Klinik. Univariate/Multivariate Analysen, zwischen beiden Gruppen wurden durchgeführt, p < 0,05 wurde als statistisch signifikant angesehen.

Ergebnisse:

Zwischen Jan. 2003 und Dez. 2012 wurden 1.122 Patienten mit Politraumata versorgt, 630 Patienten (56%) mit TT, davon 134 (12%) mit isoliertem TT: Gruppe I (285 Pat., 197 männlich, Altersdurchschnitt 46 Jahre) wurde verglichen mit Gruppe II (345 Pat. 281 männlich, Altersdurchschnitt 49 Jahre). Beide Gruppen zeigten bei schwerer Lungenkontusion erhöhtes Morbiditätsrisiko (p < 0,0001) ebenso mit AIS-Thoracic > 4, als auch ISS > 50 (p < 0,0001). 8% der Gruppe I wurden notfallthorakotomiert, vs. 4% der Gruppe II (p = 0,014). 18 Patienten der Gruppe I wurden später operiert, 11 Patienten der Gruppe II. Es wurden mehr ECMO und CO2 Eliminations-Verfahren in Gruppe II eingesetzt (p = 0,034). Die 90 Tage Mortalität war 17% im Vergleich zu 9% (p = 0,024). Die Komplikationsrate war höher in der Gruppe I (p = 0,019). Der durchschnittliche CMI war höher in Gruppe II (p = 0,041).

Schlussfolgerung:

Hoher ISS und AIS-Thoracic bei schweren Lungenverletzungen sind unabhängige prognostische Faktoren bezüglich Morbidität und Mortalität. Die Einbindung der thoraxchirurgischen Klinik in die multidisziplinäre Struktur des Traumazentrums verbessert belegbar die Ergebnisse und das Überleben, reduziert die Komplikationsrate und die Vielfacheingriffe.