Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko06_01
DOI: 10.1055/s-0034-1388422

Neoadjuvante Chemotherapie mit Cisplatin als Therapieoption bei einem invasivem Zervixkarzinom in der Schwangerschaft.

T Hecking 1, K Kübler 1, A Abramian 1, C Domröse 1, C Kaiser 1, A Perez-Bouza 2, C Leutner 3, U Gembruch 1, MD Keyver-Paik 1, W Kuhn 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Centrum für Integrierte Onkologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • 2Institut für Pathologie, Centrum für Integrierte Onkologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • 3Radiologische Klinik, Centrum für Integrierte Onkologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany

Fragestellung: Das Zervixkarzinom ist mit 0,8 – 1,5 Fällen/10.000 Geburten eine der häufigsten malignen Erkrankungen während der Schwangerschaft. Die Therapieoptionen bei Fortführung der Schwangerschaft basieren derzeit nur auf einzelnen Fallberichten, die jedoch zeigen, dass die neoadjuvante Chemotherapie mit Cisplatin eine sichere Alternative für Mutter und Fet im Vergleich zur vorzeitigen Schwangerschaftsbeendigung darstellt. Wir präsentieren den Fall einer 32-jährigen Zweitgravida mit Erstdiagnose eines Zervixkarzinoms in Graviditate.

Methodik: Die Patientin stellte sich in der 19+4 Schwangerschaftswoche mit auswärts diagnostiziertem Pap III vor. Eine Knipsbiopsie ergab ein Plattenepithelkarzinom mit Lymphangiosis carcinomatosa. Eine MRT-Untersuchung zeigte keinen Anhalt für eine lymphogene Metastasierung. Die Patientin entschied sich für die Fortsetzung der Schwangerschaft. Wir verabreichten 4 Zyklen einer neoadjuvanten Chemotherapie mit Cisplatin (20 mg/m2 KOF d1 – 3, q3w). Eine klinische, kolposkopische und serologische Verlaufskontrolle sowie eine fetale Doppler- und Wachstumssonografie erfolgten vor jedem Chemotherapiezyklus.

Ergebnis: Klinisch zeigte sich eine Partialremission ohne höhergradige chemotherapie-induzierte Toxizitäten. Der Fet war bei jeder Kontrolle zeitgerecht entwickelt. Die Entbindung erfolgte in der 34+5 Schwangerschaftswoche per Wertheim-Meigs-Sectio mit der Geburt eines 2525 g (56. Perzentile) schweren Jungen (Apgar 5/6/9, NA-pH 7,38 (BE -0,3)). Die Histologie ergab ein FIGO IB1 Zervixkarzinom ypT1b1, pN0 (0/33), L1, V0, G3, R0 mit 90% vitalen Tumorzellen. Die Patientin erhielt im Anschluss an die operative Therapie eine kombinierte Radiochemotherapie mit perkutaner Radiatio. Sie lehnte die empfohlene Brachytherapie ab.

Schlussfolgerung: Die neoadjuvante Chemotherapie mit Cisplatin stellt im Einzelfall eine alternative Therapieoption dar, die ohne fetale Beeinträchtigung möglich erscheint, der Einfluss auf die onkologische Prognose kann noch nicht abschließend benannt werden.