Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Gyn_Uro01_08
DOI: 10.1055/s-0034-1388251

Lösliche plazentare Signale regulieren über den Chemokinrezeptor 1 und 3 die schnelle und gerichtete Migration Trophoblaststammzell-ähnlicher Populationen an gestressten Plazentaarealen

M Weber 1, Y Yan 1, I Knöfler 1, E Schleussner 1, U Markert 1, JS Fitzgerald 1
  • 1Universitäts-Frauen-Klinik, Geburtshilfe, Plazenta-Labor, Jena, Germany

Fragestellung: Humane Trophoblaststammzell-ähnliche Populationen sind in der Lage in Plazentazotten (Explantate) hinein zu migrieren. Insbesondere die Schicht der Synzytiotrophoblasten scheint unter dem Prozess der Explantierung zu leiden. Interessanterweise ummanteln die Trophoblaststammzell-ähnlichen Zellen diese Schicht. Die dafür verantwortlichen (Chemo-)Lockstoffe wurden bisher nicht identifiziert.

Methodik: Die trophoblastären Zellen der HTR8/Svneo-Linie bilden im hängenden Tropfen Sphäroide und nehmen so einen Trophoblaststammzell-ähnlichen Phänotyp an. Sphäroide und Explantate wurden mit/ohne Zellkontakt und mit/ohne den Chemokinrezeptor-1 und -3 (CCR1/3) Blocker, UCB 35625, kokultiviert. 200 Konfontrationsprodukte wurden nach 10, 24 und 48 Stunden durch Laserscanmikroskopie und durch konventionelle Mikroskopie analysiert. Im Anschluss erfolgte über ein Phospho-Kinase-Array ein Screening der Sphäroid-Lysate, um mögliche CCR1/3-vermittelte Signale zu analysieren.

Ergebnisse: HTR8/Svneo-Zellen initiieren die Migration aus ihren Sphäroid nach 10 Stunden. Innerhalb von 48 Stunden ist das Sphäroid vollständig aufgelöst und die HTR8/SVneo-Zellen sind als ein die plazentaren Villi ummantelnde Schicht visualisierbar. Diese Effekte sind vollständig inhibiert, wenn CCR1/3 geblockt ist. In Kokultivierierungen ohne Zellkontakt wandern die HTR8/Svneo-Zellen nur langsam aus und verlassen den Sphäroiden innerhalb von 8 Tagen. In Gegenwart von UCB 35625 wird dieser Effekt ebenfalls inhibiert. Die Stimulation der HTR8/Svneo-Zellen mit Plazenta-konditioniertem Medium induziert die Phosphorylierung verschiedener Signalmoleküle, aber in Gegenwart von CCR1/3-Inihibitor bleiben nur STAT1 und GSK3 inaktiviert.

Schlussfolgerung: Etwa 10 verschiedene lösliche CCR1/3-Liganden sind in der menschlichen Plazenta vorhanden und bekannt. Mindestens ein Chemokin reguliert über CCR1/3 die Migration der Trophoblaststammzell-ähnlichen Population und ersetzen die wahrscheinlich gestressten Plazentazotten.