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DOI: 10.1055/s-0034-1388193
Schwangere im Schockraum – Algorithmus für schwangere Traumapatientinnen
Einleitung: Ein (Poly-)trauma in der Schwangerschaft kann die schwangere Patientin selbst und/oder die Schwangerschaft gefährden. Bisher bestehen keine anerkannte Handlungsempfehlungen zu Traumafolgen in der Schwangerschaft. Insbesondere für die häufig maßgeblich beteiligten Fachgebiete Unfallchirurgie, Anästhesie und Radiologie besteht daher häufig Unklarheit und Unsicherheit. Einerseits bestehen besonderen Risiken für Mutter und Schwangerschaftsfrucht andererseits ist die Notwendigkeit von sonst etablierten Abläufen aufgrund der möglichen fruchtschädigenden Auswirkungen besonders zu hinterfragen.
Methodik: Anhand eines Literatureviews kombiniert mit interdisziplinärer Expertenmeinung in Bereichen mangelnder Evidenz wird ein Algorithmus aufgestellt um die Versorgung von traumatisierten Schwangeren zu verbessern.
Folgende Gefährdungsfelder sind zu unterscheiden
1. Kreislaufinstabilität/Schock/Folgekomplikationen (Multiorganversagen, Beatmung,
Thromboserisiko, etc.)
Ein nicht nur kurzfristig bestehender Schock kann über die Minderperfusion des Uterus unmittelbar den Embryo respektive Fetus gefährden. Diese Gefahr nimmt mit der Schwangerschaftsdauer zu, da die durchschnittliche Perfusion von 50 ml/min auf etwa 500 ml/min am Geburtstermin zunimmt und dementsprechend auch die minimal notwendige Perfusion ansteigt.
2. Unmittelbare Verletzung von Uterus, Plazenta und Schwangerschaftsfrucht
Die direkte Verletzung des Embryo/Fetus stellt aufgrund der Protektion durch Uteruswand, Fruchtwasser und gegebenenfalls Plazenta abhängig von Placentalage und Trauma eine Rarität dar. Die relevanteste unmittelbare Traumafolge ist eine akut oder im Verlauf auftretende (partielle) Plazentalösungen. Dementsprechend ist bei klinischer Stabilität der Schwangeren nach Erreichen der Lebensfähigkeit eine intensive geburtshilfliche Überwachung entscheidend.
3. iatrogene Gefährdung
In unmittelbar lebensbedrohlichen Situationen bestehen nahezu keine Kontraindikationen zu den geltenden Versorgungsstandards. Bei geringeren Traumata oder weniger akuten Situationen kann jedoch die radiologische Diagnostik und/oder medikamentöse/invasive Therapie die Schwangerschaft stärker gefährden als das Trauma. Die von der Schwangerschaftswoche abhängig unterschiedlichen fruchtschädigenden Gefährdungspotentiale werden übersichtlich erläutert.