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DOI: 10.1055/s-0034-1388068
Habituation von Sprachsilben bei Feten und Neugeborenen: Eine Studie zur Messung neuronaler Aktivität mittels fetaler Magnetencephalografie (fMEG)
Hintergrund: Habituation (Gewöhnung) ist eine elementare Form des Lernens: ein wiederholt dargebotener Stimulus führt zu einer Abnahme der neuronalen Reaktion. Fetale Habituation auf einfache auditorische Reize konnte bereits gezeigt werden. Unklar ist, ob Feten auch Sprachreize unterscheiden und auf diese habituieren können. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Messung neuronaler Aktivität/Antworten auf wiederholt dargebotene Silben („ba“ und „bi“) bei Feten und Neugeborenen/Säuglingen sowie die Differenzierung zwischen Habituation und sensorischer Ermüdung als Ursache für die Reaktionsabnahme.
Methodik: Feten (3. Trimenon, geplant: N = 30) und Neugeborenen/Säuglingen (0 – 3 Monate, geplant: N = 30) wird ein auditives Habituations-Paradigma, bestehend aus zwei Blöcken mit jeweils 70 Silbensequenzen (Block 1: 5 x „ba“, 1 x „bi“ (Dishabituator), 2 x „ba“; Block 2: 5x „bi“, 1x „ba“ (Dishabituator), 2x „bi“) präsentiert. Die neuronale Reaktion wird mittels fMEG erfasst, welches Gehirnaktivität anhand der magnetischen Flussdichte aufzeichnet.
Ergebnisse: Erste Ergebnisse von 11 Feten (Median: 35. SSW, Range: 29.-38. SSW) zeigen auditorisch evozierte Antworten (auditory evoked responses = AER) auf die dargebotenen Silben. Hierbei beträgt die Latenzzeit zwischen Stimulus-Präsentation und neuronaler Antwort durchschnittlich 0,209 (Standardabweichung: 0,064) ms.
Zusammenfassung: Die neuronale Antwort auf akustische Präsentation eines Sprachsilbenparadigmas kann durch fMEG erfasst werden. Im weiteren Verlauf der Studie wird geprüft, ob eine Abnahme der neuronalen Aktivität bei wiederholter Silbenpräsentation erfolgt und Stimulusspezifität (erhöhte Antworten auf den Dishabituator) bzw. Dishabituation vorliegt. Dadurch soll gezeigt werden, dass bereits intra-uterin Sprachsilben unterschieden werden und Habituation auf diese stattfindet. Diese Ergebnisse könnten zur Beurteilung des Reifegrades des auditorischen Systems im kindlichen Gehirn und den späteren Spracherwerb von Bedeutung sein.