Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb01_02
DOI: 10.1055/s-0034-1388026

Schwangerschaftseintritt unter mütterlicher Therapie mit Pregabalin – erste Erfahrungen

WE Paulus 1, S Schlömp 1
  • 1Oberschwabenklinik, KH St. Elisabeth, Institut für Reproduktionstoxikologie, Ravensburg, Germany

Fragestellung: Der Wirkstoff Pregabalin ist ein Gamma-Aminobuttersäure-Analogon, das zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen, Epilepsie und Angststörungen eingesetzt wird. Bislang wurden international keine größeren Erfahrungen zur Anwendung in der Schwangerschaft publiziert, obwohl der Wirkstoff zunehmend auch bei Frauen im fertilen Alter verordnet wird.

Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem nationalen Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2006 und 2013 65 Schwangerschaftsausgänge nach mütterlicher Therapie mit Pregabalin in der Frühgravidität dokumentiert. Davon setzten 29 Patientinnen die Behandlung mit Pregabalin auch nach Feststellung der Schwangerschaft langfristig fort. Die Befunde wurden unter Einsatz des Fisher's Exact Testes mit den Daten eines Kontrollkollektives (n = 211) aus demselben Zeitraum verglichen, das nicht oder unproblematisch exponiert war.

Ergebnisse: 20% der exponierten Patientinnen (13/65) entschieden sich ohne sonographische Hinweise auf eine gestörte Embryonalentwicklung zum Schwangerschaftsabbruch, während der Anteil im Kontrollkollektiv bei 1,9% lag (4/211; p < 0,001). Die Spontanabortrate unter Einnahme von Pregabalin unterschied sich mit 13,5% (7/52) nicht signifikant (p = 0,17) vom Kontrollkollektiv mit 7,3% (15/207). Nach intrauteriner Exposition mit Pregabalin im ersten Trimenon wurden 2 Kinder mit kongenitalen Anomalien registriert: Corpus-callosum-Agenesie, VSD + ASD, Fußanomalie, Ohrdysplasie, Hörverlust, Hufeisenniere, psychomotorische Retardierung; Hygroma colli bei Chromosomenaberration (48,XXYY). Im Vergleich zum Kontrollkollektiv lag das Fehlbildungsrisiko unter Medikation mit Pregabalin nicht über dem Signifikanzniveau (2/45 = 4,4% vs. 6/192 = 3,4%; p = 0,65; relatives Risiko 1,42; 95%-Konfidenzintervall: 0,20 – 7,48).

Schlussfolgerung: Bislang sind die Erfahrungen mit Pregabalin noch zu begrenzt, um einen Einsatz in der Schwangerschaft empfehlen zu können. Ein hohes teratogenes Potential ließ sich in unserem Kollektiv jedoch nicht erkennen.