Gesundheitswesen 2014; 76 - A217
DOI: 10.1055/s-0034-1387067

Schulung kommunaler Gesundheitsmittler in der deutsch-dänischen Grenzregion

P Wihofszky 1, A Sternberg 1
  • 1Universität Flensburg, Flensburg

Hintergrund: Die Kommunen Aabenraa, Sønderborg und Flensburg initiierten ein grenzüberschreitendes Gesundheitsförderungsprojekt zur Stärkung von gesundheitlichen und sozialen Ressourcen. Ziel des Projektes „Gesund und engagiert im Alltag – Sund og aktiv i hverdagen“ ist die Schulung von Bewohnern/innen zu kommunalen Gesundheitsmittlern. Ihre Aufgabe ist die Weitergabe von Gesundheitswissen und neu gewonnenen gesundheitsfördernden Einstellungen und Erfahrungen in primären und sekundären sozialen Netzwerken. Das Schulungs- und weiterführende Supervisionskonzept wurde von den kommunalen Projektpartnern in Zusammenarbeit mit der Universität Flensburg in einer Wissenschaft-Praxis-Partnerschaft grenzüberschreitend entwickelt. Die Schwerpunkte der über 8 Wochen dauernden Schulung liegen auf der Vermittlung von gesundheitlichem Basiswissen, der persönlichen Annäherung an das Thema Gesundheit und der Formulierung von Gesundheitszielen sowie auf persönlichkeitsbildenden Anteilen. Die Schulung gründet sich didaktisch auf Methoden des Erfahrungslernens. Das Projekt mit einer Laufzeit von 18 Monaten wird bis Mai 2015 mit EU-Mitteln des Interreg-Programms 4A gefördert.

Methoden: Die Projektevaluation setzt an drei Ebenen an: die Schulung und Entwicklung der Gesundheitsmittler, Wirkungen in den sozialen Netzwerken und die Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern. Die Evaluation auf der Ebene der Gesundheitsmittler erfolgt qualitativ in einem Design der Methodentriangulation. Im ersten Schulungsdurchgang wurden mit den Teilnehmenden strukturierte Kurzinterviews in einer Prä- und Posterhebung durchgeführt. Die Leitfäden orientieren sich an den grenzüberschreitend vereinbarten Schulungszielen und Evaluationsindikatoren. Der zweite Schulungsdurchgang wurde mit teilnehmenden Beobachtungen begleitet. Weitere Erhebungen folgen zu einem späteren Zeitpunkt.

Ergebnisse: Bis dato nahmen an den beiden Schulungsdurchgängen 103 Personen teil, die über Medien wie Stadtteilzeitungen, Email-Verteiler und Akteurskontakte von der Schulung erfuhren. Im ersten Durchgang wurden insgesamt 47 Teilnehmende (n = 47) in einer Prä- und Postbefragung in ihrer jeweiligen Landessprache interviewt. Die ins Deutsche übersetzten Transkripte wurden mit der Software MAXQDA inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse der Auswertungen geben Aufschluss über die Motivation für die Schulungsteilnahme, subjektive Gesundheitsvorstellungen, persönliche Gesundheitsziele, Erwartungen an die Schulung und über gewonnene Erkenntnisse u.a. zu Lebensstiländerungen und zur Rolle als kommunale Gesundheitsmittler. Die Analysen zeigen soziokulturell bedingte Unterschiede in den Gesundheitsvorstellungen der Teilnehmenden und verweisen auf differierende Interessen und Motivlagen, die sich auch in den teilnehmenden Beobachtungen des zweiten Schulungsdurchganges bestätigen.

Schlussfolgerungen: Das Konzept zur Schulung von kommunalen Gesundheitsmittlern wurde von den Projektpartnern in grenzüberschreitender Zusammenarbeit entwickelt. In der Anwendung wurde das Konzept auf deutscher und dänischer Seite für die Umsetzung angepasst. Über den Austausch und die Reflexion, die als eine von drei Evaluationsebenen im Projekt enthalten sind, wird es möglich sein, einen grenzüberschreitenden Mehrwert für die Weiterentwicklung des Projektes zu generieren.