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DOI: 10.1055/s-0034-1386608
Neuromuskuläre Kontrolle synergistischer Muskeln nach Ermüdung eines einzelnen Muskels
Fragestellung: Eine wichtige Funktion von Muskelsynergisten ist die Kraftkompensation nach funktioneller Einschränkung eines Muskels. Die Kompensation ist abhängig von bestimmten Bedingungen. Es wird angenommen, dass die Kompensation auf spinaler Ebene gesteuert wird. Diese Studie untersucht die Kraftkompensation synergistischer Muskeln in Abhängigkeit von der Muskellänge. Methodik: In zwei Experimenten wurde der gastrocnemius lateralis der Probanden (N = 24) mittels neuromuskulärer elektrischer Stimulation ermüdet (Exp 1: gestreckter Kniewinkel, Exp 2: bei gebeugter Kniewinkel). Vor und nach der Ermüdung wurden neuromuskuläre Tests durchgeführt. Es wurde die maximale willkürliche Kontraktionskraft und die Twitch Kraft gemessen. Weiterhin wurde die spinale Reflexaktivität und die Muskelaktivität mittels Elektromyografie in den Muskeln M. soleus, GL und gastrocnemius medialis untersucht. Ergebnisse: Die Twitch Kraft und die Muskelaktivität des GL sind infolge der Ermüdung in beiden Kniewinkelpositionen zurückgegangen. Die Muskelaktivitäten der Synergisten während maximal willkürlichen Kontraktionen sind bei gebeugtem Kniewinkel gestiegen, jedoch nicht bei gestrecktem Kniewinkel. Folglich ist die Kontraktionskraft bei gebeugtem Knie nicht zurückgegangen während sie bei gestrecktem Kniewinkel vermindert war. Die spinale Reflexaktivität ist in beiden Positionen nur im ermüdeten GL angestiegen. Schlussfolgerungen: Die Ermüdung des GL wurde bei gebeugtem jedoch nicht bei gestrecktem Kniewinkel durch die Muskelsynergisten kompensiert. Insofern existiert eine muskellängenabhängige Kompensation durch die Synergisten. Die Kompensation scheint nicht auf spinaler Ebene gesteuert zu sein. Die Erkenntnisse tragen zu einem tieferen Verständnis der neuromuskulären Verschaltung synergistischer Muskeln bei und können helfen, effektivere Krafttrainingsmethoden in der Rehabilitation und im Leistungssport zu entwickeln oder neuromuskuläre Modelle synergistischer Muskeln zu verbessern.